Der Architekt und Künstler Le Corbusier entwarf Bauwerke, die als Ikonen in die Architekturgeschichte eingingen. Le Corbusier nutzte die Fotografie gezielt, um sein Talent und seine Visionen zu propagieren. Die zu Lebzeiten durch ihn beauftragten Fotograf:innen trugen wesentlich zur Rezeption seiner Architektur bei. Doch wie begegnet das Medium der Fotografie Le Corbusiers gebautem Werk heute?
Pavillon Le Corbusier | Architekturikonen neu gesehen
Die Fotograf:innen
Jürg Gasser war zu Gast in der Villa «Le Lac» (1923–1924), dem kleinen Haus für Le Corbusiers Eltern in Corseaux am Ufer des Genfersees.
Arthur Zalewsky fotografierte das gebaute Manifest Le Corbusiers, die Villa Savoye (1928–1931) in Poissy nahe Paris.
Katharina Bayer besuchte die «Wohnmaschine», die Unité d’Habitation (1946–1952) in Marseille. Der grosse Wohnblock steht als vertikale Gartenstadt für den Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg.
Seraina Wirz reiste nach Südfrankreich an die Côte d’Azur und fotografierte in Roquebrune-Cap-Martin den Cabanon (1951–1952), die Sommerresidenz Le Corbusiers.
Lea Meienberg nahm sich der Kapelle Notre- Dame-du-Haut (1951–1955) in Ronchamp nahe Belfort an. Ein Bauwerk, bei dem Le Corbusier anstelle der glatten Flächen und homogenen Klarheit der 1920er- und frühen 1930er-Jahre erstmals die Auseinandersetzung mit Masse und Licht suchte.
Rasmus Norlander besuchte das Kloster Sainte-Marie de La Tourette (1953–1960), das brutalistische Sichtbetongebäude des Dominikaner- ordens in Éveux bei Lyon.
Erica Overmeer zeigt in ihrem Beitrag ein fotografisches Porträt des Pavillon Le Corbusier (1963–1967). Die Gaststätte der Ausstellung steht dann auch als letzter baureifer Entwurf, der im reichen und stets diversen Oeuvre Le Corbusiers zur Ausführung kam.
Subjektive Fotoporträts, Architekturmodelle und Filmporträts
Im Erdgeschoss des Pavillon Le Corbusier werden die Besucher:innen von sieben weissen Architekturmodellen der fotografierten Bauwerke empfangen. Sie sind im Massstab und der Materialisierung identisch. Die subjektiven Fotoporträts der Gebäudeikonen verteilen sich über die Etagen des Ausstellungsgebäudes. Im Untergeschoss des Pavillon Le Corbusier bieten filmische Kurzporträts der Fotograf:innen Einblick in deren Ateliers. Sie vermitteln die unterschiedlichen Lebensläufe und Herangehensweisen sowie ihre individuellen Erlebnisse beim Besuch der Bauwerke im Herbst 2021.
Das Hauptexponat: der Pavillon
Der Pavillon Le Corbusier am Zürichsee gilt als architektonisches Juwel. Es ist der letzte Bau des bedeutenden Architekten und sein einziger Bau aus Stahl und Glas. Nach umfassender Renovation erstrahlt er in neuem Glanz und bietet in den Sommermonaten eine einmalige promenade architecturale über mehrere Geschosse. Das Gebäude wurde von Heidi Weber initiiert, von ihr bei Le Corbusier in Auftrag gegeben und unter ihrer Bauherrschaft 1967 vollendet. Seit 2019 wird der Pavillon durch das Museum für Gestaltung Zürich im Auftrag der Stadt Zürich als öffentliches Museum geführt. Die Besucher:innen können den Pavillon selbständig begehen und entdecken. Auf rund 600 Quadratmetern und über vier Geschosse hinweg gewährt der Pavillon unterschiedliche Ein- und Ausblicke. Auch die kleine Dachterrasse mit freiem Blick auf das Zürichhorn und den See ist zugänglich.