Im Zusammenhang mit der Restaurierung und dem Forschungsprojekt setzt das Reinhart Museum ‘Am Römerholz’ in Winterthur das Gemälde “Die Anbetung der Heiligen Drei Könige” ins Zentrum und schafft im Dialog mit Werken von Geergten neue faszinierende Erkenntnisse. Ein kleines vorweihnachtliches Geschenk!
Oskar Reinhart l Am Römerholz l Venite, adoremus
Die Studienausstellung der Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» untersucht die Beziehung zwischen einem ihrer bemerkenswertesten Gemälde, einer um 1495 entstandenen Tafel mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige, und Geertgen tot Sint Jans (um 1465–um 1495), dem ersten grossen Maler der Nördlichen Niederlande. Dabei zielt sie besonders auf den Vergleich des Winterthurer Bildes mit Geertgens Fassungen des Themas aus anderen Museen. Diese Gegenüberstellung vermag nicht allein ein neues Licht auf das Verhältnis der einzelnen Anbetungen untereinander, sondern auch auf das gesamte Schaffen des Künstlers und seiner Nachfolge zu werfen.
Zur Bereicherung der Ausstellung wird eine Dokumentation der Restaurierung der Winterthurer Tafel gezeigt, die Bruno Heimberg im Doerner Institut der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München vorgenommen hat. Erst die Freilegung der unter mehreren Übermalungen verborgenen ursprünglichen Malerei erlaubt es, den Zusammenhang des Gemäldes mit dem Werk von Geertgen tot Sint Jans zu klären. Zwei namhafte Kenner der altniederländischen Kunst, Dr. Stephan Kemperdick und Dr. Jochen Sander, haben sich dieser Aufgabe angenommen. Die Römerholz-Tafel wurde in kontroversen Diskussionen Geertgen sowohl zu- als auch abgeschrieben. Ein solcher Disput ist bei mittelalterlichen Werken fast die Regel, da deren Schöpfer selten anhand einer Signatur oder durch Dokumente aus ihrer Zeit sicher identifiziert werden können. Die Ausstellung setzt sich mit dieser faszinierenden Problematik auseinander. Die dabei aufgedeckten historischen und künstlerischen Verknüpfungen führen dazu, die Winterthurer Anbetung einer eigenständigen Künstlerpersönlichkeit in der Nachfolge Geertgens zuzuweisen. Dadurch treten das Werk des Meisters selbst wie auch das Schaffen der folgenden Malergenerationen deutlicher hervor.
Mit Geertgen tot Sint Jans und die Anbetung der Könige setzt das Römerholz die 2005 mit Manet trifft Manet initiierte Ausstellungstätigkeit fort. Diese präsentiert dem Publikum neue Forschungsergebnisse über ein Werk der eigenen Sammlung, eröffnet damit einerseits dem Fachpublikum neue Perspektiven und lässt andererseits die Kunstfreunde an der Faszination der kunsthistorischen Suche nach Klarheit und Authentizität teilhaben.