Er gilt als einer der bedeutendsten Schweizer Künstler der Gegenwart. Lange Zeit war Not Vital mit Ateliers in Bejing und Rio de Janeiro und Projekten rund um die Welt im Ausland bekannter als zuhause. Mit dem Kauf von Schloss Tarasp im Unterengadin und der umfassenden Retrospektive im Bündner Kunstmuseum Chur 2018 hat er auch in der Schweiz viel Aufmerksamkeit erlangt. Nun macht er im Museum Langmatt halt, wo zwei Dialoge mit Park und Sammlung seine künstlerische Sicht exemplarisch vermitteln.
Not Vital | Dialoge mit Park und Sammlung
- Publiziert am 19. Mai 2021
Künstlernomade
Not Vital wird häufig als Künstlernomade bezeichnet, der sich im Austausch mit anderen Kulturen zu seinen Werken führen lässt. Durch Ateliers und Arbeitsorte rund um die Welt verfügt er über bemerkenswerte Kenntnisse anderer Kulturräume. Assistent*innen und lokale Handwerker*innen sind mit ihrem Spezialwissen und ihren traditionellen Arbeitsmethoden an der Entstehung der Werke massgeblich beteiligt. Das Werk des Künstlers besitzt eine geheimnisvolle Ausstrahlung und kann oftmals metaphorisch gelesen werden. Skulpturen, Objekte und Installationen scheinen eine nahezu archaische Aura zu besitzen, die weder mit der Materialbehandlung noch mit der Formgebung vollständig erklärt werden können. Als wichtige geographische und ideelle Referenz dient dem Künstler Sent im Unterengadin, der Ort seiner Kindheit, obwohl er sich seit vielen Jahren fast ausschliesslich im Ausland aufhält.
Ein Stück Han-Dynastie
In der Bibliothek des Museums Langmatt setzt Not Vital einige seiner 2018 entstandenen, archaisch wirkenden Keramiken mit ausgewählten Werken der chinesischen Han-Dynastie des 1. und 2. Jahrhunderts n.Chr. aus der Sammlung des Museums in subtile Dialoge. Das Streben nach Unsterblichkeit führte in der Han-Dynastie zu miniaturhaften Nachbildungen von alltäglichen Gegenständen, die dann als kleine, skulpturale Grabbeigaben Verwendung fanden. So unterschiedlich in Farbe und Form, verbindet die Keramiken über rund zweitausend Jahre hinweg eine überraschende innere Verwandtschaft. Das Geheimnis von Leben und Tod scheint so etwas wie der rote Faden zwischen den Epochen zu sein.
Referenzen an die Minimal Art
Im Park der Langmatt verwandeln drei Skulpturen, die eingeschweissten Heuballen gleichen, die vornehme Grünfläche des historischen Ensembles in eine profane Landwirtschaftszone. Die einstmals grossbürgerliche Villa mit dem aufwändig gepflegten englischen Rasen erhält nicht ohne
Humor einen überraschenden Kontrapunkt. Gleichzeitig sind die Skulpturen in ihrer äusserst reduzierten, geometrischen Form auch als Referenz an die Minimal Art der 1960er und 1970er Jahre lesbar.