«Collisions» – Zwei Künstler treffen aufeinander, unterschiedliche Ideen können Widersprüche hervorrufen sich aber gleichzeitig auch immens bereichern. Luc Mattenberger und Max Philipp Schmid arbeiten in verschiedenen Techniken, aber an ähnlichen Fragestellungen. Jetzt begegnen sie einander im Winkelriedhaus.
Nidwaldner Museum | Winkelriedhaus | Luc Mattenberger & Max Philipp Schmid | Collisions
Künstlerische Forschungen an den verschwimmenden Grenzen zwischen «Mensch» und «Maschine», «Wir» und den «Anderen».
Zusammenstösse und Abgrenzungen
Im Deutschen übersetzen wir den Begriff «Collision» mit Zusammenstoss, Aufprall, Kollision. Gelegentlich bezeichnet er gar eine Karambolage, aber auch einen Wider- oder Wortstreit. Wenn unterschiedliche Ideen, Ansichten oder Bildwelten aufeinandertreffen, mag dies zu Widersprüchen führen. Aber zugleich kommen dadurch neue oder unerwartete Zusammenhänge und Assoziationen ins Spiel.
Grenzen verschieben sich, werden durchlässiger und fordern die Gesellschaft heraus. Menschliches und Nicht-Menschliches verschränken sich durch die Technik immer stärker ineinander. Unser unaufhörliches Bedürfnis nach technologischem Fortschritt ist allgegenwärtig, ermöglicht uns dieser doch den sofortigen Zugang zum «Anderen» und eine grosse Mobilität. Schon immer hat die Technologie die Welt neu definiert, doch heute passiert dies in rasender Geschwindigkeit. Eine schier grenzenlose Menge an Infor- mationen ist nunmehr mit einem Knopfdruck abrufbar. Unsere «Digital Gods» (i-Phones, i-Pads usw.) transformieren unsere Beziehungen und uns selbst.
Parallel dazu lässt sich auf verschiedenen Ebenen auch eine zunehmende Abschottung – um nicht zu sagen Isolierung – erkennen. Vergegenwärtigen wir uns dies an wenigen Beispielen: Fundamentalistisches Gedankengut wird immer attraktiver, sei dies religiös oder politisch motiviert. Gesellschaftlich verstärkt sich zunehmend die Xenophobie bzw. Fremdenfeindlichkeit. Währenddessen weisen mehrere Staaten starke protektionistische Tendenzen bezüglich des Freihandels auf. Die verschiedenen Lösungsangebote, die entweder den Rückgriff auf Vergangenes oder den Vorgriff auf Zukünftiges anbieten, zielen allesamt auf eine homogene Gesellschaft ab. Ein Pluralismus der Meinungen wird damit verweigert und stattdessen Abgrenzungsmechanismen gefördert.
Ebensolche ungeahnten Verbindungen und Gedankenketten wie eingangs erwähnt, bildeten in vielerlei Hinsicht den Ausgangspunkt für die Ausstellung Collisions. In Co-Produktion mit White Frame, Basel – einem nomadisch-organisierten Verein – bieten die Arbeiten der beiden eingeladenen Künstler Luc Mattenberger und Max Philipp Schmid eine Plattform, um Themenfelder wie Ein- und
Ausschluss, Tradition, Modifikation oder Transformation zu erörtern. Der «Kollision» begegnen wir in den Werken der beiden Künstler immer wieder. In unterschiedlicher Weise sprechen sie von der Ambivalenz, wenn menschliches Begehren nach Fortschritt auf menschliche Zerbrechlichkeit stösst.
Luc Mattenberger (*1980 in Genf, lebt und arbeitet in Genf und Basel) erkundet in seinen Arbeiten die Begegnung von Mensch und Maschine. In seinen Skulpturen fügt er alltägliche Apparaturen zu neuen Objekten zusammen. Mithilfe dieser maschinellen Vorrichtungen erforscht er Produktion, Nutzung und Verteilsysteme von Energie.
Max Philipp Schmid (*1962 in Basel, lebt und arbeitet in Basel) realisiert seit 1990 experimentelle Film- und Videoarbeiten. Seine Arbeiten kreisen um die Darstellung von Emotionen, Sehnsüchten und Lebensentwürfen in unserem Alltag. Dabei experimentiert er stets an den Grenzen der Realität und unserer Interpretation hiervon.