Die kanadisch-französische Künstlerin ist die 15. Gewinnerin dieser renommierten Auszeichnung. Der mit CHF 100’000 dotierte Preis setzt sich aus einem Budget für die Produktion einer Einzelausstellung im Museum Haus Konstruktiv Ende 2022 und einer Preissumme zusammen. Noch bis Januar 2022 ist die Ausstellung «Le Superflu» der vorherigen Preisträgerin Sonia Kacem zu sehen.
Museum Haus Konstruktiv | Kapwani Kiwanga
- Publiziert am 29. November 2021
Der jährlich vom Museum Haus Konstruktiv und der Zurich Insurance Group Ltd vergebene Zurich Art Prize geht 2022 an Kapwani Kiwanga
Kapwani Kiwanga schloss ihr Studium der Anthropologie und vergleichenden Religionswissenschaften 2002 ab. Von 2005 bis 2007 nahm sie am renommierten La Seine-Programm der École Nationale des Beaux-Arts de Paris teil, und von 2007 bis 2009 absolvierte sie ein weiteres Nachdiplomstudium am Le Fresnoy, Studio national des arts contemporains in Tourcoing (FR). Kiwanga kann auf zahlreiche institutionelle Einzelausstellungen verweisen.
Reduzierte Ästhetik und klare Formensprache
Bevor sich Kapwani Kiwanga der Kunst verschrieb, studierte sie Anthropologie und vergleichende Religionswissenschaften in Kanada. Ihre, Mitte der 2000er-Jahre aufgenommene künstlerische Praxis, wurzelt denn auch in geistes- und sozialwissenschaftlichen Recherchetätigkeiten. Sie umfasst Skulpturen, Performances, Videos und installative Settings. Ihre Projekte führen Kiwanga in Archive, wobei sie ihren Blick auf Nebenschauplätze der Narrative zu unterrepräsentierten Geschichten richtet und sich insbesondere für Themen rund um historische und gegenwärtige Machtasymmetrien sowie für Wissensgenerierung interessiert. Daraus entstehen Werke, die sowohl durch ihre nach sozialgeschichtlichen Konnotationen ausgewählten Materialien – wie mit Perlen bestickte Textilien, Zuckerrohrpapier und Pflanzen – als auch durch ihre reduzierte Ästhetik und klare Formensprache bestechen.
Flowers for Africa
Für ihr seit 2012 laufendes Projekt Flowers for Africa zum Beispiel durchsucht Kiwanga Archive nach Bildmaterial, das im Zusammenhang mit dem Weg afrikanischer Länder in die staatliche Unabhängigkeit entstand. Dabei gilt ihr Interesse den floralen Arrangements, die entsprechende diplomatische Treffen oder zeremonielle Feiern begleiten. Ausgehend von den historischen Aufnahmen beauftragt die Künstlerin Florist*innen, Blumengestecke auszuarbeiten, die später im Ausstellungsraum an den Wänden, auf Sockeln oder gar als freistehende Torbogen präsentiert werden. Während der Ausstellungsdauer welken diese, wodurch die Fragilität geschichtlicher Prozesse erlebbar wird. Dazu sagt Kiwanga: «Zunächst ist das Land enthusiastisch und voller Hoffnung für seine Zukunft als unabhängiger Staat und distanziert sich von seiner kolonialen Geschichte. Doch dieser Enthusiasmus schwindet allmählich angesichts der realen Gegebenheiten und Schwierigkeiten des Alltags, sei es in der Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft.»
Die Jury über Kapwani Kiwangas
Die Jury des Zurich Art Prize zeigte sich besonders begeistert von Kapwani Kiwangas Fähigkeit, ihre Recherchen zu gesellschaftlich relevanten Themen in ansprechende visuelle Aussagen zu übersetzen. Kiwangas Arbeiten bieten verschiedene Lesarten, über die sich die Betrachter*innen ihnen nähern können, sei dies aus materieller, phänomenologischer oder kunst- und kulturhistorischer Perspektive.
Text: Museum Haus Konstruktiv