Welche Gemeinsamkeiten sind zu erkennen, wenn man junge und ältere Positionen aus der Distanz betrachtet? Was tut die Zeit mit der Kunst und wie wandeln sich entsprechend die Vorstellungen, die man vom Künstlertum hat?
Museum Bärengasse | unterdessen
Fragen und Probleme der Zeit werden in der Kunst aufgegriffen und gespiegelt. Charakteristisches entsteht in einem zeitbedingten, kulturellen Umfeld. Die Möglichkeiten der künstlerischen Gestaltung verändern und erweitern sich. Klassische Vorstellungen von Werkzusammenhängen werden aufgeweicht und das Unverkennbare, die Handschrift einer Künstlerin, eines Künstlers, zeigt sich oft nicht mehr in der eigenhändigen Einwirkung sondern in der konzeptuellen Gestaltung eines Werkes. Fokus und Zielsetzungen haben sich heute bei Kunstschaffenden verschoben und werden morgen nochmals anders sein als gestern.
Die Ausstellung konfrontiert mit folgenden Fragen: Was lernen junge Kunstschaffende von ihren älteren BerufskollegInnen, die sich ein Leben lang mit Kunst auseinandergesetzt haben? Wo liegen die generationenbedingten Unterschiede? Woran erkennt man, dass KünstlerInnen in unterschiedlichen Zeiten geboren wurden?
Zwischen den Jahrgängen der ältesten und der jüngsten KünstlerIn, die in der Ausstellung vertreten sind, hat sich viel in der Geschichte – nicht nur in jener der Kunst! – ereignet. Die Beschleunigung des Lebens hat die meisten Menschen erfasst, kaum jemand kann sich dem gesteigerten Lebensrhythmus entziehen.
Gleichzeitig hat sich das Verständnis von Identität gewandelt. Heute ist Vielfältigkeit gefragt, wir spielen verschiedene Rollen, Interessen sind breitflächiger und abwechslungsreicher. Doch damit steigt auch der Druck auf den Einzelnen. Wie reagieren Kunstschaffende auf einen Zeitgeist, der schnell, flüchtig, überproduktiv und bildüberflutet ist?
Junge KünstlerInnen arbeiten heute oft spartenübergreifend, sie bewegen sich wie selbstverständlich zwischen traditionellen und neuen Medien, wenden sich vermehrt surrealen Objekten, Installationen oder dematerialisierten Konzeptarbeiten zu. So erweitern beispielsweise Videokünstler ihr Arbeitsfeld in Richtung Installation und Interaktivität, wogegen Bildhauer nach wie vor die Langsamkeit pflegen. Dies ist nicht zufällig: Bildhauerei ist zeitaufwändig, träge und nachhaltig. Ihre analoge, handwerkliche Produktionsweise erscheint so unzeitgemäss wie ihre schwere, statische Materialität, die dem Betrachter eine konzentrierte Wahrnehmung abverlangt, die das Gegenteil von Zappen ist.
Der Ausstellungskontext erlaubt einen Dialog der verschiedenen künstlerischen Positionen, und das Publikum wird Teil einer spannenden Konstellation, wo sich das Gestern mit dem Heute trifft, wo sich Zeit und Kunst, Jung und Alt ein Stelldichein geben.