Die Erdoberfläche ist in ständiger Bewegung, sei es durch die seit Jahrmillionen dauernden geologischen Prozesse oder die durch den Menschen hervorgerufenen Umschichtungen und Bearbeitungen des Bodens. Die Konsequenz veränderter Böden sind ökologische, soziale und politische Umwälzungen, die auch von Kunstschaffenden thematisiert werden. Die Ausstellung «Rolling Stones» zeigt dazu ausgewählte Originalwerke aus der dokumentarischen Ausstellung «sedimentieren, kristallisieren, kondensieren».
Murikultur vertieft das Themengebiet Landschaftsveränderung im Blickfeld der Kunst mit seiner zweiten Ausstellung
Steine, die ins Rollen geraten können die (Um-)Welt verändern, vom geworfenen Stein bis zum Bergsturz von Brienz.
Seit März 2023 widmet sich das Singisen Forum von Murikultur dem Thema Landschaftsveränderung im Blickfeld der Kunst. Die von Sadhyo Niederberger kuratierte Ausstellung gliedert sich in zwei Teile: Von 4. März bis 23. Juli 2023 gewährte die Ausstellung unter dem Titel «sedimentieren, kristallisieren, kondensieren» dokumentarisch-künstlerische Einblicke in landschaftliche Veränderungen anhand von Beiträgen von rund 140 Kunstschaffenden. Die Werke sind auch weiterhin öffentlich zugänglich auf einer eigens dafür eingerichteten Webseite. In der Ausstellung «Rolling Stones» knüpft Sadhyo Niederberger daran an. Sie hat neun zeitgenössische Positionen ausgewählt. Originalwerke, in denen sich Kunstschaffende mit den Folgen landschaftlicher Veränderungen auseinandersetzen.
Die Ausstellung wird begleitet von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, das die gezeigten Positionen vertieft. Boris Previšić, Direktor des Institutes Kulturen der Alpen, geht am 30. September in seinem Vortrag der Frage nach, wie und ob der Mensch als geologische Gewalt agiert. Der Künstler Patrick Rohner weitet seit langem die Arbeit im Atelier auf künstlerische Begehungen der Landschaft aus. Bei einem Spaziergang durch das Söriker Tobel in Muri am 10. September, reflektiert er die Verbindungen von Geologie, Klima und Kunst. Andreas Friedli ist ein Kenner der Findlinge im Mittelland. Auf einem geselligen Spaziergang zum bekannten Erdmannlistein vermittelt er am 24. September unter dem Titel «Kultsteine – Ahn:innensteine» mythologisches und geologisches Wissen. An zwei Werkgesprächen (21. Oktober und 12. November) erläutern die Kunstschaffenden ihre Werke im Gespräch mit der Kuratorin. Am 10. Und am 30. September finden zudem öffentliche Führungen mit Kuratorin Sadhyo Niederberger statt.
Der Mensch erscheint im Anthropozän
Die Natur verändert sich. Ständig. Teilweise in Prozessen, die über unvorstellbar lange Zeiten hinweg dauern. Greifen wir Menschen ein, durch die Bearbeitung des Bodens oder die Urbarmachung von Landflächen zeitigt dies unmittelbare Konsequenzen: ökologische, soziale und politische Umwälzungen können die Folge sein. Hier knüpft die Ausstellung «Rolling Stones» an als zweiter Teil des Gesamtprojektes «Landschaftsveränderung im Blickfeld der Kunst». In der Ausstellung unter der Leitung der Kuratorin Sadhyo Niederberger sind dazu neun zeitgenössische künstlerische Positionen zu entdecken. Werner Casty, Tatjana Erpen, Andreas Frick, Christiane Hamacher, Andi Rieser, Patrick Rohner, Corina Rüegg, Franziska Rutishauser und Stephan Wittmer zeigen auf unterschiedlichste Weise Beschaffenheit und Instabilität der Erdoberfläche. Ihre Werke sensibilisieren durch ihre Präzision und Fokussierung.
Kunst als Strategie der Sensibilisierung
Allen gemeinsam sind Momente der Transformation: Die Veränderungen des Gesteins im Laufe der Zeit oder dessen Verdichtung als Konglomerat, das Spuren der Bewegungen von Wasser und Steinschlag in sich trägt, sind ebenso Thema wie die Gletscherschmelze. Gehend verändert der Mensch das Gelände. Mit Händen und Füssen ertastet er die Beschaffenheit von Steinen. Mit Maschinen greift er in die Oberfläche ein, hebt aus, ebnet, schichtet um. Mit Feuer markiert er sein Territorium, hinterlässt eine Spur, setzt eine Flagge. «Rolling Stones» ist eine Ausstellung, die Raum bietet für die vertiefte Auseinandersetzung und Sensibilisierung rund um landschaftliche Veränderungen. Sie wird begleitet von einem reichhaltigen Rahmenprogramm, das die gezeigten Werke vertieft und erläutert.