Welchen Einfluss haben Heimat und Herkunft auf die Arbeitsprozesse von Künstler*innen? Mit einer regionsspezifischen Ausstellungsreihe geht das Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona dieser Frage nach. «Schena da Vedro» erforscht dabei das oft schwierige Verhältnis Tessiner Kunstschaffender zu ihrem Heimatkanton.
Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona | «Schena da Vedro»
«Künstler*innen verlassen das Tessin – und kehren selten zurück. Trotzdem fühlen sie sich nach wie vor stark mit ihrem Heimatkanton verbunden.»
Heimat Tessin
Besonders augenfällig an der Tessiner Schau ist die Tatsache, dass nur zwei von sechs Kunstschaffenden noch im Tessin leben und arbeiten: Aglaia Haritz, nach langen Wanderjahren seit zwei Jahren wieder im Tessin ansässig, arbeitet im idyllischen Gambarogno, während Flavio Paolucci, einer der bekanntesten Vertreter seiner Generation, in Biasca arbeitet.
Schena da vedro
Ein Werk von Mozzini hat den Titel der Gruppenschau bestimmt. Der Begriff Schena da vedro ist nicht Italienisch, wie man vielleicht auf den ersten Blick meint. Denn Skéna da védro, wie es Mozzini schreibt, ist Tessiner Dialekt. Es bedeute Rücken aus Glas, sei aber ein Schimpfwort, das gerne für faule Menschen verwendet werde. In der Biografie von Mozzini spielt es eine Schlüsselrolle: Als der junge Tessiner sich für eine Künstlerkarriere entschied, stiess er in seinem Heimatkanton auf Unverständnis und sei deshalb als «Schena da vedro» verunglimpft worden.
Alle Landesteile in Rapperswil
«Mit dieser lockeren Reihe verfolgen wir den Anspruch des Kunst(Zeug)Hauses, Kunst aus allen Landesteilen zu zeigen», so Stohler. «Wir zeigen Kunst aus allen Landesteilen, weil auch die von Peter und Elisabeth Bosshard seit 1970 aufgebaute Sammlung immer die gesamte Schweiz umfasste, mit Deutschschweizer, Westschweizer und Tessiner Künstlerinnen und Künstlern.»
Kunstschaffende
Diese Gruppenausstellung versammelt künstlerische Positionen aus dem Tessin wie Valentina Pini (*1982), Nina Haab (*1985), Aglaia Haritz (*1978), Gian Paolo Minelli (*1968) oder Aldo Mozzini (*1956) und wird um Werke von Flavio Paolucci (*1934) aus der Sammlung der Stiftung Kunst(Zeug)Haus ergänzt. Nach «Nordwestwind» (2015) und «Y’a pas le feu au lac» (2016) ist diese die dritte Gruppenausstellung, die einen Einblick in einen Landesteil oder eine geografische Region bietet.