Die Thurgauische Kunstgesellschaft vergibt im Dezember 2021 zum neunzehnten Mal die Auszeichnung, für die junge Künstler*innen mit einer persönlichen Beziehung zum Thurgau oder die in der Region Konstanz-Singen wohnhaft sind, nominiert werden können. Als Preisträgerin 2021 wurde Rhona Mühlebach ausgewählt, die die Jury mit ihren bild- und erzählstarken Filmarbeiten überzeugte. Die Werke von Mühlebach werden anlässlich der Preisverleihung im Dezember 2021 im Kunstraum Kreuzlingen ausgestellt.
Kunstraum Kreuzlingen | Rhona Mühlebach
Eine junge Künstlerin, die sich dokumentarischer und fiktionaler Mittel bedient und in ihren Videoarbeiten das Mythische mit einbezieht
Zu den jüngeren Ausstellungen der Künstlerin Rhona Mühlebach (*1990) zählen die Swiss Art Awards 2021 Basel, sic! Raum für Kunst Luzern (solo) 2020, Labor Natur im Haus zur Glocke Steckborn 2020, Travelling Gallery Schottland 2020 und Centre for Contemporary Art Glasgow (solo) 2019. Mühlebachs Arbeiten wurden zudem an zahlreichen Video- und Film Festivals gezeigt unter anderem in der Schweiz, Grossbritannien, USA, Polen, Deutschland, Südafrika, Südkorea, Frankreich und Portugal.
Zwischen Echtzeit und Fiktion
Mühlebachs Filmarbeiten verflechten geschickt Mythos und wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Bereichen Biologie und Geografie und schaffen eindringliche, erzählerisch aufgeladene Geschichten. Vergangenes wird neu interpretiert, aktuelles Forschungswissen wird mit historischen Anekdoten konfrontiert, um neue und alternative Darstellungen von Landschaft und Lebewesen zu zeichnen. Atmosphärische Naturbilder bilden die filmische Bühne, auf der unterschiedliche Charaktere und Erzählstränge in Mühlebachs Arbeiten agieren. Landschaften, Tiere, Menschen oder Objekte werden zu Protagonist*innen. Hügel, die empfinden und plaudern, Kühe, Krähen oder mythische Unterwasserwesen, die die Erzählung bestimmen und Menschen, die ihrer eigenen Rolle und Verortung zwischen Echtzeit und Fiktion, Märchenglauben und wissenschaftlichen Erkenntnissen suchend nachgehen. Landschaften und Lebewesen, in gegenseitiger Interaktion, im Erfragen von Zusammenhängen und Einflüssen. Fakten und Fiktion treffen aufeinander, mal humoristisch, mal dokumentarisch oder spekulativ. Das Medium des Films nutzt Mühlebach dabei als Mittel zur Darstellung von Geschichten, Erzählungen und Orten und thematisiert zugleich kritisch die Aspekte des Mediums durch verschiedene Verfremdungstechniken.
Dialog der Ausgestorbenen
Rund ums Aussterben und um Ausgestorbenes hat es viel Platz für Mythen, welche sich anhand neuer Erkenntnisse der Forschung stets weiterentwickeln können. In ihrer neuesten Videoinstallation «Excitement is not part of my feeling repertoire» (2021) fabuliert Rhona Mühlebach von Begegnungen im Jetzt zwischen einer Neandertalerin, einer Kommissarin und einem modernen Mann. Das Aussterben verbindet sie alle. Und dann gibt es noch wilde Schweine. Die sind ja besonders gut im Überleben.