Work in residence! Der Kunstraum Kreuzlingen zeigt 3 grossartige «Sammlungen» von Judit Villiger, die im Zusammenhang mit ihrem Aufenthalt in Paris entstanden sind.
Kunstraum Kreuzlingen | Judit Villiger
Lilie und Kartoffel
Während ihres Aufenthaltes in der Cité des Arts in Paris im Herbst 2010 hat sich Judit Villiger vor ihrem schweizerischen Hintergrund in expliziter Form mit dem französischen Symbol par exellence, der blauen Bourbonenlilie, beschäftigt.
Der Ursprung der französischen Lilie liegt weit zurück in vorchristlicher Zeit. Sie war das Symbol der Göttinnen Juno und Eostre. Letztere steht für das Frühlingserwachen, und von ihr stammt der Name Ostern. Der Lilie wird eine stark sexuelle Bedeutung zugewiesen, und da diese zudem ein heiliges und mächtiges Symbol ist, malten die Menschen Lilien auf ihre Flaggen und Waffen. Schliesslich wurde die Lilie das Symbol der französischen Monarchie.
Für die Schweiz wählte Villiger als Sinnbild die Kartoffel. Die Erdknolle fasziniert die Künstlerin schon lange wegen ihrer Vielzahl an Augen, die zu Kiemen und Stielaugen wachsen, Wurzeln schlagen und ihre Fortpflanzung regeln.
Ländliche Insel
Entstanden sind in Judit Villigers Pariser Zeit Serien von Blättern mit blauweissen Aquarellen, welche in ihrer kompositorischen Anordnung auch auf Kacheln von Delft oder Steckborner Öfen verweisen können. Aus der Distanz schreibt Judit Villiger: «Von Paris aus erscheint mir die Schweiz als ländlich und selbstbezogen. Die schlafende Kartoffel steht für diese ländliche Insel, die, von den Wirren des letzten Jahrhunderts weitgehend verschont, sich mit bilateralen Verhandlungstaktiken vom Weltgeschehen abschirmt und damit ihr eigenes Glück schmiedet.»