Verzerrungen, die beim Erzählen entstehen, sind Programm in Istvan Baloghs künstlerischer Arbeitsweise. In der aktuellen Ausstellung im Kunstraum Baden sind mehrere Videoarbeiten sowie Objekte des Zürcher Künstlers zu entdecken, die die kleinen Veränderungen reflektieren, die beim wiederholten Erzählen einer Geschichte entstehen.
Kunstraum Baden | Istvan Balogh | Konfabulation
Konfabulation - erzählerische Abweichungen der Erinnerung als grosses künstlerisches Potential.
Erzählerische Videoarbeiten
Istvan Baloghs Arbeiten kreisen um Psychologie und Gesellschaft, um ethische Glaubenssätze und philosophische Einsichten. Dies klingt didaktisch, ist es aber nicht. Denn Balogh setzt bei den Brüchen an: Er lässt zum Beispiel ein junges Kaumgummi kauendes Mädchen aus einem klassischen literarischen Werk lesen oder setzt eine eche Schildkröte in den Gängen eines altehrwürdigen Kunstmuseums aus.
Vom Foto zum Video zum Objekt
Bekannt geworden ist der Zürcher Künstler (geb. 1962) mit inszenierten Fotografien. Seit knapp einem Jahrzehnt entstehen auch erzählerische Videoarbeiten, die er in engem Austausch mit seinen Protagonisten entwickelt. Die Ausstellung, die er für den Kunstraum geplant hat, umfasst beide Medien sowie Objekte. Sie gipfelt im aufwändig inszenierten Videoporträt eines Exilungaren, der sich aus Kunstgegenständen eine eigene, von nostalgischen Erinnerungen durchwirkte Welt geschaffen hat.
Verzerrungen als künstlerisches Potential
Der Begriff der Konfabulation, den Balogh als Titel seiner Ausstellung gewählt hat, ist für seine Kunst Programm. Dieser stammt aus der Psychopathologie und bezeichnet die Verzerrungen, die beim Erzählen entstehen. Je nachdem, wer uns gegenübersitzt, wo wir uns befinden oder in welchen gedanklichen und emotionalen Zusammenhängen wir stecken, schmücken wir aus oder gewichten um. Balogh versteht diese Abweichungen nicht als Fehler, sondern ortet darin im Gegenteil ein grosses künstlerisches Potential.