Der mit dem Manor Kunstpreis St.Gallen 2019 geehrte Künstler thematisiert Besonderheiten seines Umfeldes und widmet sich der Frage nach dem Abbild der Realität. Unauffälliges gerät in den Fokus der Kamera und wird zum Bildmotiv. Scheinbar Unbedeutendes oder Nebensächliches erhält in der fotografischen oder filmischen Umsetzung eine konzise Wirkung. Dank Stadlers präziser aber auch subversiven Arbeitsweise, bekommt die Ausstellung etwas Bestechendes und entwickelt einen eigenständigen Sog.
Kunstmuseum St.Gallen | Sebastian Stadler
Beiläufiges und Befremdliches übersetzt Sebastian Stadler mit Film und Fotografie in gesellschaftliche Fragestellungen.
Der Schwimmer
Wachsam beobachtet Sebastian Stadler Beiläufiges wie Befremdliches. Die Wahrnehmung schärft er anhand seiner jeweiligen Umgebung. Die Arbeit «Swimming Pool» (2019) zeigt wie ein Schwimmer konzentriert, besonnen und bedächtig auf der Suche nach etwas Bestimmtem das Bassin abschreitet, das sich auf dem Dach eines Gebäudes befindet. Während auf dem benachbarten Sportplatz Jugendliche sich aktiv in verschiedenen Wettkampfdisziplinen üben, ist der Schwimmer selbstvergessen in seiner suchenden Tätigkeit vertieft. Die Akteure und Protagonisten in Stadlers Videofilmen agieren oft selbstversunken in Tätigkeiten oder Handlungen, ohne sich des Beobachtetseins gewahr zu werden.
Präzis und subversiv
Die Beschäftigung mit Fotografie und Video folgt in Sebastian Stadlers Arbeiten gewissermassen einem dokumentarischen Aufspüren von medialen, ästhetischen, kulturellen, aber auch gesellschaftlichen Fragestellungen. Aufenthalte in europäischen Städten wie Paris finden in seinen Werken eine genauso eindringliche Resonanz wie Reisen nach Finnland, Japan und in den Südkaukasus. Die kulturellen Erfahrungen übersetzt der Künstler jeweils überlegt, präzis, aber auch subversiv in darstellerisch ausgefeilte fotografische und filmische Arbeiten, die bestechend wirken.
Ausstellung
Die St.Galler Ausstellung zeigt einen Schwerpunkt seiner filmischen Arbeit und vereint aktuelle Videos sowie Fotografien der Serie «L’apparition», die dieses Jahr eigens für die Präsentation im Kunstmuseum St.Gallen neu entstanden sind. Sebastian Stadler absolvierte den Studiengang Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) sowie an der Ecole cantonale d’art de Lausanne (ECAL).