Brave Lonesome Cowboy. Der Mythos des Western in der Gegenwartskunst oder: John Wayne zum 100. Geburtstag – eine überzeugende Ausstellung mit herausragenden Werkbeiträgen zeitgenössischer Kunst. Jetzt im Kunstmuseum St.Gallen. Nicht nur für Westernfans!
Kunstmuseum St.Gallen: Brave Lonesome Cowboy
Der Mythos lebt! Das Genre des Westerns ist nach wie vor präsent. Seine narrativen Strukturen und Motive sind ungebrochen faszinierend: in den Filmen wird Neuland zivilisiert, es werden gesellschaftliche Ordnungen implementiert und Aufbrüche gewagt. Verführerisch ist die fast naive Idee des Guten, das sich gegen das Böse durchsetzt.
Die Bandbreite, in welcher Bilder, Erzählmuster oder auch Aspekte der Ethik des Westerns in der Gegenwartskunst reflektiert werden, ist immens. Wir finden als Topoi Bezugnahmen zur Weite der Landschaft des Westerns wie zur Klarheit seiner Protagonisten, zur Konstruktion und Dekonstruktion von Mythen sowie zur Inszenierung und Faktizität des Guten. Die Kategorie „Native Americans“ gehört ebenso dazu, denn Indianer bilden im Western häufig nur Hintergrund, fungieren als das Böse oder als Opfer und werden so als ein Teil der Konstruktion von Mythologie instrumentalisiert.
Wie die Gegenwartskunst Topoi des Westerns reflektiert, hat durchaus auch aktuelle politische Hintergründe. George W. Bush bediente sich in seinem letzten Wahlkampf gewisser Klischees des Westerns. Überhaupt zeichnet sich die amerikanische Politik durch eine Funktionalisierung und zugleich Pervertierung von moralischen Western-Grundmustern aus.
Die Ausstellung „Brave Lonesome Cowboy“, die in Kooperation mit der Villa Merkel in Esslingen erarbeitet worden ist, versammelt herausragende Beiträge zeitgenössischer Kunst: Christoph Dettmeier, Dunja Evers, Andrea Geyer, Rodney Graham, Alex Hanimann, Lori Hersberger, Tatjana Marusic, Astrid Nippoldt, Richard Prince, David Reed, Roman Signer, Christina da Silva und Christian Vetter.