Schwere Motorräder, brummende Motoren und Heavy Metal: Die Ausstellung “Born to Be Wild” bringt das Kunstmuseum St.Gallen zum Vibrieren.
Kunstmuseum St.Gallen | Born to Be Wild
Mit Motorrädern und Heavy Metal hat die Ausstellung Born to Be Wild im Kunstmuseum St.Gallen durchaus zu tun, allerdings nicht in direkter Weise. Der Songtitel steht als Metapher für das Abenteuer Kunst, während der Untertitel zur Ausstellung Hommage an Steven Parrino die Suche nach Freiheit im Raum der Kunst verortet – anhand einer herausragenden Künstlerpersönlichkeit. Wie kein Zweiter vereint der 2005 bei einem Motorradunfall ums Leben gekommene Steven Parrino die möglichen Projektionen und Vorstellungen von Easy Rider in seiner Person und bildet als Künstler das inhaltliche Scharnier für die Ausstellung. 1958 in New York geboren ist Steven Parrino Ende der 1980er Jahre mit einer unverwechselbaren monochromen Malerei hervorgetreten, bei der die Leinwände nach dem Malprozess abgespannt und in heftig zerknüllter Form neu montiert werden. Sein malerischer Ansatz scheint sich konsequent aus der Farbfeldmalerei heraus zu entwickeln – mit dem entscheidenden Unterschied, dass seine Bilder ihre finale Gestalt einer radikalen Geste der Zerstörung verdanken. Als ich zu malen anfing, wurde der Tod der Malerei festgehalten. Ich betrachtete das als spannenden Ort für Malerei. Tod kann erfrischen, also habe ich begonnen, mich mit Nekrophilie zu beschäftigen. Sich der Malereigeschichte zu nähern wie Dr. Frankenstein sich Körperteile von Leichen vornahm. (Steven Parrino)
Obwohl er für bürgerliche Begriffe die Existenz eines gesellschaftlichen Aussenseiters lebte, befand sich Steven Parrino im Epizentrum eines weit verzweigten Netzwerks New Yorker Kunstschaffender und war einer der herausragenden Exponenten und Impulsgeber der zeitgenössischen Kultur. Und so verknüpft die Ausstellung Born to Be Wild motivische mit formalästhetischen Fragen, biographische Referenzen mit künstlerischen Haltungen. Mit Verweis auf Musik und Film thematisiert das Projekt einerseits die Sehnsucht nach Freiheit als grundlegendes existentielles Bedürfnis und skizziert andererseits ein persönliches Netzwerk, das verwandte künstlerische Haltungen anhand herausragender Einzelwerke in der Ausstellung sichtbar werden lässt: John Armleder (*1948), Sylvie Fleury (*1961), Amy Granat (*1976) / Drew Heitzler (*1972), Jutta Koether (*1958), Thom Merrick (*1963), Olivier Mosset (*1944), Cady Noland (*1956), Mai-Thu Perret (*1976), Bettina Pousttchi (*1971), Roman Signer (*1938), Blair Thurman (*1966) und John Tremblay (*1966).
Die Ausstellung Born to Be Wild wurde von Konrad Bitterli fürs Kunstmuseum St.Gallen entwickelt und präsentiert neben einer umfangreichen Werkgruppe von Steven Parrino Schlüsselwerke der beteiligten Kunstschaffenden aus öffentlichen und privaten Sammlungen.
Zur Ausstellung erscheint im Verlag für moderne Kunst Nürnberg eine Publikation mit zahlreichen Abbildungen und Texten von Konrad Bitterli, Georg Gatsas, Olivier Mosset u.a.m.