Das verlorene Kinderparadies, schlanke Jünglinge, Matrosenleben und die Sehnsucht nach der Ferne sind die zentralen Themen seines Werkes: Zum 100. Geburtstag von Ricco Wassmer {1915–1972) zeigt das Kunstmuseum Bern eine umfassende Retrospektive des Schweizer Malers.
Kunstmuseum Bern | Ricco Wassmers Welt
- Publiziert am 27. November 2015
Naiv, sachlich und magisch
Mit surreal wirkenden Arrangements schuf Ricco Wassmer (eigentlich Erich Hans Wassmer) ein einzigartiges Werk zwischen Naiver Malerei, Neuer Sachlichkeit und Magischem Realismus. Der 1915 geborene Berner Industriellensohn verbrachte seine Kindheit in einem kunstnahen Milieu auf Schloss Bremgarten bei Bern. Nach Studien in München und Paris kehrte er 1939 in die Schweiz zurück. 1948/49 verbrachte er mehrere Monate auf Tahiti und fuhr dann als Schiffskoch auf einem Frachter zweimal um die Welt.
Ein Reisender
Diese Zeit des Reisens prägte inhaltlich zeitlebens sein Oeuvre: das verlorene Kinderparadies, schlanke Jünglinge, Matrosensujets, Segelschiffe, Stillleben, Hommagen und die Sehnsucht nach der Ferne. Ab 1950 lebte Ricco Wassmer teilweise in Zentralfrankreich bei Vichy, blieb aber der Berner Szene um den Kunsthalle-Leiter Arnold Rüdlinger weiterhin verbunden. 1963 übersiedelte er nach Ropraz bei Lausanne, 1972 starb er im Alter von 57 Jahren an den Folgen einer langjährigen Lungenkrankheit.
Nicht nur Maler, sondern auch Fotograf
Die über zweihundert Leihgaben vor allem aus Privatbesitz bieten einen breiten Überblick über Ricco Wassmers gesamtes Schaffen. Viele Werke, darunter auch neu entdeckte, wurden noch nie öffentlich präsentiert. Weil die Verwendung der Kamera dem Maler nicht nur Ersatz für das Modellstudium bedeutete, sondern ab den 1950er-Jahren einen wachsenden Stellenwert einnahm, wird auch eine grosse Auswahl von Fotografien gezeigt. Hinzu kommen Gegenstände, die dem leidenschaftlichen Sammler als Bildvorlagen dienten.