Im Spiegel der gegenwärtigen Debatten rund um Fragen von sexueller Identität, Selbstbestimmung und gegenseitiger Verständigung erscheint das Werk der Schweizer Performance-Künstlerin aktueller denn je. Ihre Ängste stellt Manon in ihren Arbeiten immer wieder ins Zentrum, doch nie vordergründig – sie lässt viel Platz für Reflexion und Interpretation durch den Betrachtenden. Uns sie schafft Kontraste, etwa mit einem in lila Plüsch ausgestatteten Spitalfahrzeug oder einem Krankenbett im Ballsaal.
Kunsthaus Zofingen | MANON
Manon füllt leere Räume mit Geschichten: Ein abgelegtes Kleid, ein verlorener Schuh und ein Ballkleid aus der Vergangenheit…
Manon – mutig makaber
Manon inszeniert zwischen üppigem Glamour und reduziertem, formal strengem Rhythmus in schwarz-weiss. Leere Räume möchten gefüllt werden mit Geschichten. In der neuen Arbeit «Lachgas», die im ehemaligen Ballsaal des Kunsthauses Zofingen zu sehen ist, setzt Manon ein Spitalbett auf einen schwarzen Sockel. Das blinkende Lichtspiel, das im Podest integriert ist, erinnert an eine eine Broadway -Bühne und steht dem Leid als Kontrastprogramm gegenüber. Das Ballkleid aus der Vergangenheit wartet möglicherweise auf den Reigen mit einem künftigen Tod.
Leidenschaft und Gier
Die vier Wechselausstellungen im Kunsthaus Zofingen stehen 2019 unter dem Jahresthema «Leidenschaft und Gier». Die glamouröse Welt und die Vergänglichkeit in Manons fotografischen und installativen Arbeiten bilden einen fulminanten Höhepunkt der Saison. Ein roter Faden des breiten Schaffens von Manon konzentriert sich im Spätwerk «Hotel Dolores» (2008-2011), das als eines der Schlüsselwerke gelesen werden kann. Von diesem «Mittelpunkt» aus kann man sowohl in frühere als auch in darauffolgende Werke eintauchen und das Gesamtwerk und die künstlerische Auseinandersetzung erfassen und begreifen. Manon ist und bleibt dabei die Rebellin und stellt sich mutig und tiefgründig der Frage nach dem Älterwerden.
Über die Künstlerin
Nach dem Besuch der Zürcher Kunstgewerbeschule und der Schauspielakademie Zürich lebte Manon von 1977 bis 1980 in Paris, danach, mit Unterbrüchen (Amsterdam, Berlin, New York, Genua), in Zürich. Ihr Werk wurde an Ausstellungen in Galerien und Kunsthäusern im In- und Ausland gezeigt. Unter anderem am Centre de la Photographie Genf, dem Kunsthaus Interlaken und dem Swiss Institute New York. Ihre Arbeiten sind in den Sammlungen wichtiger Schweizer Museen vertreten, ihre Fotoarbeiten in Anthologien über zeitgenössische Fotokunst. 2008 wurde sie mit dem «Prix Meret Oppenheim» ausgezeichnet.
Manon zurück in Paris
Im Anschluss an das Kunsthaus Zofingen wird die Ausstellung im Centre culturel suisse in Paris gezeigt. Manon verbrachte in Paris eine entscheidende Lebensphase (1977-1980) und stellt neben den neuen Arbeiten auch Werke aus, die vor mehr als vierzig Jahren in Paris entstanden sind.