Gestrickte Übergrössen, schwere Keramikexplosionen, Daddy’s Vorlieben und vieles mehr sieht man in der grossen Solo-Ausstellung von Rosemarie Trockel. Sehr sehenswert!
Kunsthalle Zürich | Rosmarie Trockel
Stilistisch heterogen und medial weit verzweigt wirkt die 1952 in Schwerte geborene Künstlerin Rosemarie Trockel seit Ende der 1970er Jahre an einem international einzigartigen und bedeutenden Werk, das Zeichnungen, zwei- und dreidimensionale Bild- und Materialcollagen, Objekte, Installationen, Strickbilder, Keramiken und Videos, Möbel, Kleidungsstücke und Bücher umfasst. Das Werk der Künstlerin lässt sich weder auf eine künstlerische Gattung beschränken noch auf eine Stilrichtung festlegen; es verdichtet sich über die Intensität seiner Inhalte, die ein ebenso weit verzweigtes Assoziations- und Diskursnetz spannen und über Prämissen der westlichen philosophischen, theologischen und wissenschaftlichen Diskurse bis hin zu kulturellen Kodierungen, Rollenmodellen und Symbolen zu den Normierungen und kanonisierten Erscheinungsformen der Kunst reicht. All dies wird aus einer präzisen, explizit weiblichen Perspektive formuliert. Den Gemeinplatz des Feministischen aber führt die Künstlerin aufs Glatteis und ad absurdum, so etwa mit den seit Ende der 1980er Jahre entstehenden Herdplattenarbeiten, die ein schwungvoller Seitenhieb auf die minimalistische Ästhetik sind, sowie mit den zum Markenzeichen der Künstlerin avancierten Strickbildern, die das Klischee der gefälligen, handwerklich-mechanischen Prägung von Frauenhand geschaffener Kunst ebenso ironisieren wie die Konventionen der attackierten Kunstgeschichte.
Rosemarie Trockels „weibliche“ Perspektive reicht über die feministische Geste hinaus. Ihre Arbeiten sind Formulierungen einer Autorin, die sich – ausgehend von den Kodierungen der eigenen Individuation – distanziert von Systemen, die soziale und sexuelle Identität sowie kulturelle und geschlechterbezogene Zwänge definieren.
«Verflüssigung der Mutter» betitelt Rosemarie Trockel ihre Ausstellung für die Kunsthalle Zürich, die nach ihrem ersten Schweizer Auftritt 1988 in der Kunsthalle Basel und einer Ausstellung zu Arbeiten auf Papier im Museum für Gegenwartskunst in Basel 1991 sowie einer Präsentation ihrer Videoarbeiten 1994 im Centre d’Art Contemporain in Genf, nun einen umfassenden Einblick in das Werk der Künstlerin mit Arbeiten und Werkgruppen der frühen 1980er Jahre bis zu neu für die Ausstellung geschaffenen Werken gibt.