Handwerkliche, auch weiblich konnotierte Traditionen treffen in den Werken der «Total-Künstlerin» auf avantgardistische und performative Strategien der Kunst- und Wirklichkeitserzeugung. Eine grosse Werkschau in der Kunsthalle Ziegelhütte stellt über 80 Arbeiten aus.
Kunsthalle Ziegelhütte | Nesa Gschwend - Memories of Textiles
Memories of Textiles
Die Werkreihe «Human» begleitet Nesa Gschwend seit den 1980er Jahren. Die Künstlerin fing an, Textilien und selbst die eigenen Haare zu sammeln. Aus diesen biografisch aufgeladenen Materialien schafft sie ihre Objekte. Sie werden zu existenziellen Widerbild der «condition humaine» – zu zeitlosen Zeugen der Existenz. Die Arbeit «Relations», die der Ausstellung den Titel geben, wendet sich zwischenmenschlichen Beziehungen zu. Die Künstlerin schafft fiktive Porträts. Mithilfe von aus der Familie Gschwend stammenden Kleidungsstücken verwandelt die Künstlerin subjektive Erinnerungen in kollektiv erfahrbare.
Partizipative Performance
Auch das Projekt «Living Fabrics» ist ein Langzeitprojekt, eine textile Installation, die sich über Jahre entwickelt hat. In partizipativen Performances werden Personen aus allen sozialen Schichten und verschiedensten Nationen an dem Werkprozess beteiligt. Bislang haben über 1700 Menschen partizipiert. Aus der Interaktion zwischen Künstlerin und Mitwirkenden haben sich vielgestaltige Objekte entwickelt, die individuelle und kollektive Erinnerung, das Ich und die Welt verknüpfen. So stellt das Werk ein Sinnbild für die Notwendigkeit des Miteinanders dar.
Kunsthalle Ziegelhütte
Kurator Roland Scotti nennt Nesa Gschwend (geb. 1959 in St.Gallen) eine «Total-Künstlerin», denn alles würde in ihren Händen zu einem ästhetischen und sozialen Erlebnis. Die Ausstellung, die auf den drei Stockwerken der Kunsthalle präsentiert wird, entstand in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin. Sie arbeitet medienübergreifend, verwebt Videoaufnahmen ebenso geschickt zu dichten Erzählungen wie auch ihre Textilien. Gezeigt werden über 80 Arbeiten: Objekte, Bilder und Videos. Zur Ausstellung erscheint eine zweisprachige Begleitpublikation.