Durch die historisch erstmalige Verwendung des eigenen, weiblichen nackten Körpers als künstlerisches Rohmaterial und dessen Einbindung in Fotografie, Film und Performance ist sie zu einer Ikone der zeitgenössischen Kunst geworden. Ihr Werk zeichnet sich über Jahrzehnte hinweg durch eine einzigartige Innovationskraft aus, die unmittelbar und tief im persönlichen Leben der Künstlerin begründet liegt.
Kunsthalle Winterthur | Carolee Schneemann | From Then and Beyond
Eine Vorreiterin der feministischen und autobiografischen Kunst, die Performance mit politischer Sprengkraft verbindet.
Sprache und Erzählung
Autobiografie ist in ihrem Oeuvre mehr als ein Ordnungskriterium, denn sie prägt und verursacht es in seiner Gesamtheit. Nach den kürzlich gezeigten Retrospektiven in Salzburg und New York setzt die Ausstellung «From Then and Beyond» den Akzent auf Sprache in Schneemanns Werk; und innerhalb von Sprache wiederum auf einen verständigungsorientierten und erzählerischen Gebrauch derselben.
Performance Lectures
Einen Schwerpunkt bilden Videodokumentationen von Performance Lectures, in denen die Künstlerin selber zu Wort kommt: «Ask the Goddess» (1991/ 2010), «Americana I Ching Apple Pie» (2007), «Mysteries of the Pussies» (1998/ 2010) und «Pinea Silva, Lost Meanings of the Christmas Tree» (2012) sind vier von Schneemann selber bearbeitete Filme, die aus den jeweils gleichnamigen Performances entstanden. Sie werden ergänzt von einem Interview, das im Rahmen der 2008 bei edition fink erschienenen Performance «Saga» aufgezeichnet wurde, sowie einem Mitschnitt von Schneemanns Vorlesung «Mysteries of the Iconographies», 2011 am Portland Community Collage gehalten.
Dialog mit zwei Lebenspartnern
Im Seitenlichtsaal wird mit «ABC – We Print Anything – In the Cards» die am stärksten textbasierte Arbeit innerhalb von Schneemanns Oeuvre als Dreifachprojektion gezeigt. Sie wurde im Jahr 1977 zuerst als Edition von Brummense Uitgeverij Van Luxe Werkjes in Beuningen herausgegeben und bestand aus einer blauen Schachtel mit insgesamt 158 Fotos und ebensovielen Karten in dreierlei Farben. Die blauen Karten enthielten jeweils Gesprächsausschnitte von Carolee Schneemann, dem scheidenden Partner Anthony McCall und der neuen Liebe Bruce McPherson, die gelben Fragmente aus Träumen oder Tagebucheinträgen, die roten schliesslich Kommentare von Freunden und Künstler*innen. Gerahmt und abgerundet wird die Ausstellung durch eine Auswahl Bilder, so sind im Oberlichtsaal «Eye Body» (1963), «Correspondence Course» (1983) und «Ask the Goddess» (1990) zu sehen.
Die Schau lebt weiter
Die Ausstellung findet 2019 zudem eine Fortsetzung als Publikation: In Form von ausführlichen Gesprächen mit Schneemann hält sie einerseits eine reichhaltige biografische Erzählung bereit, andererseits erlaubt die enge Verbindung von Leben und Werk den Einblick in die Produktionsbedingungen einer künstlerischen Ausnahmeerscheinung. Die Ausstellung wurde gemeinsam von Oliver Kielmayer, dem künstlerischen Leiter der Kunsthalle Winterthur, und Lara Pan aus New York kuratiert.