Nils Nova entgrenzt mit seiner Kunst den Raum der Erinnerungen von dem der Erfahrung. In “Schatten voran” zeigt der Luzerner Künstler seine bislang grösste, zweischenklige Installation.
Kunsthalle Luzern | Nils Nova
Nils Nova entgrenzt mit seiner Kunst den Raum der Erinnerungen von dem der Erfahrung. In “Schatten voran” zeigt der Luzerner Künstler seine bislang grösste, zweischenklige Installation. Gesammelte, bearbeitete und eigene, performative Fotografie, Malerei und Tapete werden als ästhetisch widerständiges und inhaltlich verflochtenes Erinnerungs- und Projektionsmaterial gegeneinander geführt. Das Mögliche erscheint wahr, und die Wahrheit ist eine, aber sie hat viele Gesichter, wie Hanna Arendt Franz Kafka zitiert.
In der Ausstellung “Schatten voran” geht es nicht allein, wie in “The eye of the Beholder” (2008) und in “Similar Encounter” (2008) zur Perfektion gebracht, um Spiegelungs- und Brechungsverfahren oder den spielerische Angriff auf den Raum als Materie. Auch wenn Nils Nova schon im Eingangsbereich die Hälfte der Halle so verschoben wiedergibt, dass eine panoramaähnliche Fiktion entsteht, bei der nicht mehr klar ist, welcher Teil Referenzraum und welcher das Original ist, geht es in dieser Soloausstellung nicht allein darum, uns vom erinnerten Raum zu entwöhnen, um ihn neu in Bewegung zu versetzen. Vielmehr findet Nova auf der formalen Ebene mittels der Figur der “Skulptur” (weniger im historischen als im phänomenologischen Sinn) ein Medium, welches einerseits die bekannten Strategien der Täuschung im Raum zulässt – was wir auf der Skulptur sehen, finden wir anders und anderswo im Ausstellungsraum wieder – und das andererseits dieses künstlerische Anliegen in einer Art überhöhtem Selbst-Kommentar jäh beendet. Haben wir das Werk einmal ganz umwandert, negiert die Rückseite – diese Zuschreibung ist gewagt oder gar falsch – der Skulptur als schwarze Fläche jedwede Bezüglichkeit zur Aussenwelt oder Innenwelt des Raumes. Sie führt uns vielmehr in eine rezeptive Eigenbezüglichkeit. Nova treibt hier die Methode der “Ent-Fixierung alles Angenommenen” eine Idee weiter, quasi ins andere Extrem, auf die andere Seite der Geschichte – im wortwörtlichen Sinn. Es gelingt dem Künstler, die Installation sowohl als reaktive als auch als autistisch negative Figur zu thematisieren. Die hier gezeigte monochrome Malerei kommuniziert Leere, das Ende jeder Wiederholung, das Ende der Dialektik. Die Bewegung und die Zeit halten ein und fallen uns in den Rücken. Hier gibt es keine Augen, die unser Urteil suchen und wir stehen nicht an am Bildhaften einer nicht “haltbaren” Realität. Wir sind allein, vielleicht auch frei.