In Lucca Süss’ Praxis steht die Auseinandersetzung mit der systemischen Marginalisierung queerer Individuen im Mittelpunkt. Dabei dient die Materialisierung von Transition sowohl als ästhetisches als auch als konzeptionelles Werkzeug. Der Prozess der Aneignung und Transformation von Objekten ist in Süss’ Arbeit zugleich ein Akt der Ermächtigung und des Widerstands.
Kunst und «Trans»-formation
Ausstellungen
Im März 2025 werden in der Kali Gallerie in Luzern einige von Süss’ Arbeiten aus der Werkserie «E-xalting grove thriving for the days ahead» gezeigt, enthalten in dieser Show ist auch die Performance «The Hulks Garden», in welcher Liam Rooney mit einer von Süss’ Skulpturen interagiert und sie belebt. «The Hulk’s Garden» setzt sich mit den Widersprüchen und Mechanismen der Manosphere auseinander, indem es deren Ästhetik und Rhetorik aufgreift, sie jedoch ins Absurde übersteigert.
Ab Mai 2025 gibt es die Möglichkeit eine Solo Ausstellung der Künstler:in im Zürcher Mikro zu sehen. Dort wird die gesammte Werkserie «E-xalting grove thriving for the days ahead» ausgestellt. Diese Werkserie erforscht die vielschichtige Natur von Transition und setzt sich sowohl mit ihren strukturellen als auch konzeptionellen Dimensionen auseinander. Die Skulpturen verbinden Themen wie Transformation, Wandel und Prozessualität und greifen das Motiv der Alchemie sowohl als Metapher als auch als narratives Mittel auf.
Transness als gelebte Erfahrung
Indem Objekte in einen queeren Kontext überführt werden, wird ihre ursprüngliche Konnotation aufgebrochen und neu belebt. Die neu entstandenen Skulpturen tragen die Spuren verschiedener Zeiten und Orte in sich, von der domestizierten «nuclear Family» bis hin zu den dynamischen Bezügen der zeitgenössischen queeren Popkultur und Mode. So wird ihre Materialität zu einem lebendigen Dokument vergänglicher Momente. Im Zentrum dieser Arbeiten steht die Destabilisierung starrer Strukturen – sei es in Materialien, Körpern oder kulturellen Erzählungen. Transness, als gelebte Erfahrung und als konzeptionelle Kraft, erschüttert die Grundlagen traditioneller Identitätspolitik.
Monströsitäten
Die Ablehnung und der Widerstand, die dies hervorruft, sind bezeichnend: Wie die Theoretikerin Susan Stryker beschreibt, werden trans Menschen oft als «unnatürliche Monstrosität» betrachtet – eine Projektion kultureller Ängste vor Geschlechterfluidität. Süss’ Skulpturen greifen diese Vorstellung auf und verwandeln sie in eine bewusste Aneignung: Die «Monströsität» wird nicht als Bedrohung verstanden, sondern als etwas Wünschenswertes, das von Transpersonen zurückgefordert und neu definiert wird. Der sich wandelnde «monströse» Körper ist nicht nur eine Metapher in Süss’ Arbeit, sondern manifestiert sich auch im Verhalten der Materialien: Sie werden zerbrochen, demontiert, zersägt, verschweisst, umgestaltet und verschmolzen. Diese Verwandlung spiegelt die Erfahrung eines Körpers wider, der sich festen Kategorisierungen entzieht, sich zwischen verschiedenen Zuständen bewegt und sich nicht auf eine Form festlegen lässt – ein Körper in Transition. Wie die Materialität dieser Skulpturen ist auch Geschlecht keine statische Einheit, sondern ein Prozess, eine Verhandlung, ein fortlaufender Akt des Werdens. Die Skulpturen widersetzen sich in ihrer Materialität der Vorstellung einer einzigen, abgeschlossenen Identität.
(Textgrundlage: Pressetext Lucca Süss)