Erstmals werden zwei der kritischsten Zeichner des 19. Jahrhunderts und der Gegenwart gemeinsam in einer Ausstellung gezeigt. Pressezensur und Fake News, Napoléon III. und Donald Trump, Paris und Los Angeles: Daumier und Pettibon agieren in verschiedenen Welten als Spiegel der Zeit und ihrer Gesellschaft.
Kunst Museum Winterthur | Reinhart am Stadtgarten | Daumier - Pettibon
Ein Dialog von satirischer Schärfe und düsterer Poesie. Zwei grosse Zeichner und Gesellschaftskommentatoren.
Honoré Daumier
Er war Graphiker, Zeichner und Maler und wurde in seiner Zeit vor allem als Karikaturist berühmt. Seine politischen und sozialen Kommentare erreichten in der illustrierten Tagespresse die gesamte Bevölkerung, wodurch er zum wichtigsten Chronisten des 19. Jahrhunderts in Frankreich wurde. Als scharfer Beobachter mit unglaublich zeichnerischem Talent erbrachte der Realist Daumier eine der eindrücklichsten künstlerischen Leistungen der Epoche. In der Ausstellung wird sein Schaffen umfassend präsentiert und neben dem bekannten druckgraphischen Werk auch Malerei und Skulptur gezeigt.
Raymond Pettibon
Ein gleichermassen radikales Zeitzeugnis stellt die Arbeit des US-Amerikaners Raymond Pettibon dar. Mit spitzer Feder verhandelt er Themen von Politik, Religion, Sport bis hin zu Literatur und erfasst die Realität – das amerikanische Glücksversprechen und dessen albtraumhafte Verzerrungen – schlaglichtartig auf Papier. Seine Text-Bild-Collagen sind von bissigem Humor und tiefer Skepsis gegenüber dem «American Way of Life», der Politik und Gesellschaft in den Vereinigten Staaten bestimmt: In seiner Spiegelwelt der scharfen Schwarz-Weiss-Kontraste, der breit gepinselten schemenhaften Figuren lotet Pettibon gnadenlos die Abgründe des Seins aus.
Der Dialog
In der Gegenüberstellung Daumiers und Pettibons eröffnen sich überraschende Gemeinsamkeiten: kritisches Denken, präzise Zeichnung, die Kombination von Wort und Schrift sowie formale und inhaltliche Kühnheit. Die Begegnung ihrer eindringlichen Kunst bereichert und ergänzt wechselseitig den Blick auf die Arbeit des anderen und lässt die beiden herausragenden Künstler in einen höchst aktuellen Dialog treten zwischen dem Damals und dem Jetzt.