Frieden ist in der Schweiz eine Selbstverständlichkeit. Doch welche Bedeutung hat Frieden für Menschen, deren Herkunftsland vom Krieg unmittelbar betroffen ist? «Frieden – Мир» zeigt Positionen von 19 Kunstschaffenden aus der Ukraine und der Schweiz. Das Thema ist eng mit Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss verknüpft, gilt doch Bruder Klaus als bedeutender Friedensstifter. Kuratiert wird die Ausstellung in Kooperation mit der in Sachseln wohnhaften ukrainischen Künstlerin Tetyana Kalyuzhna.
Kunst als Beitrag zum Frieden
- Publiziert am 8. April 2025
Wenn Frieden keine Selbstverständlichkeit mehr ist
Das Thema Frieden ist vor allem durch seinen Gegenpol «Krieg» in Europa leider so aktuell wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Die Ausstellung «Frieden – Мир» legt den Fokus darauf, was Kunstschaffende mit dem Begriff «Frieden» verbindet und zeigt zeitgenössische Arbeiten zum Thema. Dabei nimmt sie primär den Blickwinkel jener ein, für welche Frieden derzeit nur eine Utopie darstellt, einen Zustand weit entfernt von der eigenen Lebensrealität. Mit der Unterstützung der ukrainischen Künstlerin Tetyana Kalyuzhna hat das Museum Bruder Klaus junge ukrainische Kunstschaffende eingeladen, sich künstlerisch mit der Thematik auseinanderzusetzen. Wie sehen sie den Begriff drei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskrieges oder wie hat sich der Krieg und die damit einhergehende, ständige Bedrohung auf ihr Kunstschaffen ausgewirkt. Dem gegenüber stehen Arbeiten von Schweizer Kunstschaffenden: Welche Bedeutung hat Frieden, wenn es der Normalzustand ist und als selbstverständlich gilt? Im Fokus stehen dabei nicht weltpolitische Erklärungen, sondern das eigene künstlerische Friedensverständnis.
Vielfältige Ausstellung
Die Bandbreite der ausgewählten Werke reicht von illustrativen Arbeiten, die sich mit den Unterschieden zwischen Utopie und Realität auseinandersetzen über fotografische Arbeiten, die den Alltag auf der Flucht zeigen bis hin zu installativen Arbeiten, die sich damit auseinandersetzen, wie ukrainische Flüchtlinge in Westeuropa wahrgenommen werden. In den historischen Räumen des Museum Bruder Klaus und im Museumsgarten offenbart sich dabei ein vielseitiges Panorama mit 19 verschiedenen künstlerischen Zugängen und Formen, die allesamt zum Nachdenken über den Frieden und seine Bedeutung anregen.
Warum im Museum Bruder Klaus?
Das Museum Bruder Klaus widmet sich seit bald 50 Jahren dem Leben und Wirken von Niklaus von Flüe und in jüngster Zeit vermehrt auch von dessen Frau Dorothee Wyss. Gleichzeitig hat sich das Museum als Ort für Gegenwartskunst etabliert und viele Kunstausstellungen von überregionaler Bedeutung durchgeführt. Die historische Persönlichkeit Niklaus von Flüe steht für verschiedenste Themenbereiche, welche auch mehr als 500 Jahre nach seinem Tod von grosser Relevanz sind: Spiritualität, Mystik, Fasten, Stille, Rückzug, Lebenskrise oder Berufung sind nur einige davon. Von zentraler Bedeutung ist zweifellos auch das Thema «Frieden». Bruder Klaus wurde während seinen 20 Jahren in der Einsiedelei im Ranft von den mächtigsten mitteleuropäischen Herrschern seiner Zeit um Rat und Unterstützung gefragt. Und 1481, als die Schweizer Eidgenossenschaft beim Stanser Verkommnis auseinanderzubrechen drohte und kurz vor einem Krieg unter den acht Orten (später «Kantonen») stand, soll dank den Ratschlägen von Bruder Klaus der Friede gesichert worden sein. Seither gilt er als «Landespatron» beziehungsweise Bewahrer des Friedens in der Schweiz. In Anbetracht, dass in den letzten Jahren mit dem russischen Einfall in der Ukraine wieder Krieg in Europa herrscht, ist es für das Museum Bruder Klaus von zentraler Bedeutung, dieses Thema aus einer künstlerischen Sicht näher zu beleuchten.
Umfassendes Museumsprogramm
Kann eine Kunstausstellung einen Beitrag zum Frieden leisten? Wird die Welt nach der Ausstellung eine friedlichere Welt sein? Ist die Kunst nicht vielmehr eine Ablenkung von der kriegerischen Realität, vielleicht gar eine Flucht vor den Tatsachen? Antworten auf diese Fragen sind nicht einfach zu finden, da sie auch sehr individuell sind. Doch das Museum Bruder Klaus ist überzeugt, dass Kunst und Kultur gerade in Krisenzeiten sehr wichtig sind und viel bewirken können. Die Kunstschaffenden können in Sachseln ihre direkte Betroffenheit ausdrücken und über ihre Kunst direkt mit einem Publikum interagieren. Damit entsteht durch die Nähe Empathie und Verständnis. Die Ausstellung kreiert zudem einen Raum, wo sich Besuchende mit dem Thema «Frieden» auseinandersetzen können. Neben der thematischen Ausstellung finden verschiedene Veranstaltungen zum Thema «Frieden» statt. Seien es Konzerte, Podiumsdiskussionen, thematische Führungen oder eine Lesung mit musikalischer Begleitung. Einige der Veranstaltungen hat das Museum zusammen mit dem Förderverein «Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss» realisiert.
(Textgrundlage: Museum Bruder Klaus)