Inspiriert von «Die ungebrochene Anziehungskraft der Natu», einer dystopischen Bleistiftzeichnung des visionären, österreichischen Künstlers und Architekten Max Peintner (*1937), die Littmann vor knapp dreissig Jahren entdeckte, erweckt FOR FOREST die Vision eines Waldes in einem Stadion zum Leben. Mit dieser monumentalen Installation möchte Littmann unsere Wahrnehmung der Natur herausfordern und den Blick auf die Zukunft der Mensch-Natur Beziehung schärfen.
Klaus Littmann | FOR FOREST | Kunst im Fussballstadion
- Publiziert am 13. August 2019
Eine Kunstintervention von Klaus Littmann verwandelt das Wörthersee-Fussballstadion in Klagenfurt in Österreichs grösste öffentliche Kunstinstallation
Mischwalt aus 300 Bäumen
Das Projekt versteht sich auch als Mahnmal dafür, dass die Selbstverständlichkeit der Natur eines Tages nur noch in ihr speziell zugewiesenen Gefässen zu bestaunen sein könnte, wie das bereits heute etwa mit Tieren im Zoo der Fall ist. Das Spielfeld wird gänzlich von einem authentischen Mischwald in Besitz genommen. Mit rund 300 Bäumen, von denen einige bis zu sechs Tonnen wiegen, gestaltet Enzo Enea über das gesamte Spielfeld, einen einheimischen, mitteleuropäischen Mischwald. Mit dem internationalen Kunstprojekt des Schweizers Klaus Littmann wird das 30.000 Zuschauer*innen fassende Wörthersee-Stadion in Klagenfurt am Wörthersee zum Schauplatz der Kunst. Von der Zuschauer*innentribüne aus, kann die sich ausbreitende Waldfläche zu unterschiedlichen Tageszeiten (10:00 bis 22:00) bei freiem Eintritt betrachtet und die Veränderung derselben beobachtet werden. Dieses ebenso fiktional wirkende, wie faszinierende Bild, ermöglicht eine völlig neue Perspektive auf den Wald an sich und soll somit bei den Besuchern ganz unterschiedliche Wahrnehmungen und Reaktionen auslösen. Dieser emotionale Eindruck wird durch die völlig neue Betrachtungsweise des scheinbar Gewohnten – des Waldes – und die Dimension der Kunstintervention noch weiter verstärkt. Je nach Tages- oder Nachtzeit bilden die Bäume eine sich ständig verändernde Landschaft, die sich auch durch Wetter und Witterungseinflüsse, die Besiedlung durch Insekten und andere Tiere, sowie die saisonale Herbstfärbung des Laubes weiter verändern wird.
Nach dem Ende der Kunstintervention am 27. Oktober 2019 wird der Wald an einem öffentlichen Ort in der Nähe des Wörthersee-Stadions im Massstab 1:1 sorgfältig verpflanzt und bleibt als lebendige, sich weiter verändernde «Waldskulptur» erhalten. Hierzu entsteht parallel ein Pavillon, indem das Projekt dauerhaft dokumentiert wird und als open space für Schülern und Studenten genutzt werden kann.
BIOGRAPHIEN
Über Klaus Littmann
Klaus Littmann (*1951) lebt und arbeitet in Basel. Littmann studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Josef Beuys und etablierte sich als Createur sowie freiberuflicher Vermittler für zeitgenössische Kunst. Dabei hat er sich zuerst als Initiant und Organisator von Einzel- und Gruppenausstellungen einen Namen gemacht und sich später auf die Planung und Realisierung von themenkonzentrierten Kunstausstellungen sowie künstlerischen Interventionen im öffentlichen Raum konzentriert. Jedem seiner komplexen und einzigartigen Projekte liegt auch eine dichotische Spannung zugrunde, die die Beschäftigung des Künstlers mit der Alltagskultur und die Konfrontation zwischen zeitgenössischer Kunst und urbanen Räumen hervorhebt. Das während über 25 Jahren aufgebaute Beziehungsnetz von Klaus Littmann zu international bekannten Künstlerinnen und Künstlern sowie sein Gespür für bislang unbekannte kreative Talente, bilden die Basis seiner Vermittlungsarbeit und sind der entscheidende Qualitätsfaktor in jedem seiner Projekte.
Die von Klaus Littmann realisierten über 80 Kunstprojekte im In- und Ausland sind in Katalog- und Buchform dokumentiert. Zu den international renommierten Künstlern, mit denen Littmann zusammengearbeitet hat, gehören unter anderem: Christo und Jeanne-Claude, Tony Cragg, Guillaume Bijl, César, Jean Tinguely, Dieter Roth, Leon Golub, Keith Haring, Michel Blazy, Job Koelewijn, Daniel Buren, Peter Kogler, Katharina Sieverding, Niki de Saint Phalle, Subodh Gupta, Daniel Spoerri.
Littmanns langjähriges Interesse an der Alltagskultur, bildet die Basis für die Verwirklichung von FOR FOREST. So geht das Projekt auch auf eine Reihe von Ausstellungen zurück, die Littmann kuratiert und produziert hat: Fussball in der Vitrine mit Werner Jehle (1982 in Basel, CH); Kultort Stadion (2003 in Basel, CH); Faces of Football (2008 in Vigo, ES); Move for Life (2011 in Lyon, FR); Real Fiction Cinema Wanderausstellung (2010-2012, CH und 2015-2016, CHN) und Jardin des Planètes (2018 in Basel, CH).
Zu vergangenen Projekten, die Klaus Wittmann im öffentlichem Raum veranstaltet hat, gehören unter anderem: Jardin des Planètes (2018 in Basel); Real Fiction Cinema Tour (2010-2012, CH); Real Fiction Cinema (2015 in Shanghai); Real Fiction Cinema (2016 in Dongguan, CHN); Move for Life (2011 in Paris); Move for Life (Biennale 2011 in Lyon); Public Viewing (2007 in Shanghai); Senteurs et couleurs du Maroc (2000 in Marrakech, Foundation Dar Bellarj) und Un mois de lecture des Bâlois mit César (1996 in Basel).
Vergangene Ausstellungen und Installationen: Paris Sans Fin (2018 in Cecina, IT); Faces of Football (2008 in Vigo und La Coruña, ES); Kultort Stadion (2003 in Barcelona); Christo & Jeanne-Claude (2006 in Madrid); Keith Haring Editions on Paper (2005-2006 in Madrid, Vitoria und Valencia, ES); Neuer Supermarkt mit Guillaume Bijl (1998 in Basel und Frankfurt); China Now (1996) und Keith Haring Editions on Paper Wanderausstellung (1994 in Hiroshima, Osaka, Nagoya, Tokyo und Fukuoka, JPN); Fussball in der Vitrine (1982 CH, 1993 Wien) und Drogen – Welt in Trance (1991 CH, 1993 AT); Unnatural Bodies mit Jim Whiting (1988 in Basel, Zürich und Köln, 1989 in Berlin); und Das Auto in der Vitrine (1983 in Basel und Frankfurt, 1985 in Thun).
2002 wurde Klaus Littmann mit dem Kulturpreis der Stadt Basel ausgezeichnet.
www.klauslittmann.com
Über Max Peintner
Max Peintner (*1937) geboren in Hall in Tirol, lebt und arbeitet in Wien. Peintner studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Wien und Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien. 1964 gab er mit Heinz Geretsegger die Monographie Otto Wagner 1841– 1918, Unbegrenzte Grossstadt, Beginn der modernen Architektur im Residenz Verlag heraus. 1969 veröffentlichte er seine ersten Zeichnungen unter dem Titel Sechs Beiträge zur Zukunft’: Technik- und Zivilisationskritik unter den Deckmantel der Utopie. Seine Werke wurden in Einzel- und Gruppenausstellungen in internationalen Museen gezeigt, unter anderem in der Kunsthalle Wien in Wien (2006 und 1997), im Museum van Hedendaagse Kunst in Antwerpen (1998), im Ludwig Kortárs Múvészeti Múzeum in Budapest (1996 / 1997), im Museion in Bozen (1989), im Rupertinum in Salzburg (1985/1986), in der Galleria D’Arte Moderna in Bologna (1984) und der Staatsgalerie Stuttgart (1982). Im Jahr 2000 widmete ihm die Neue Galerie Graz eine Retrospektive mit dem Titel Max Peintner: Take Off. Wahrnehmung im technologischen Zeitalter.
Er war ausserdem in bedeutenden internationalen Ausstellungen, wie der documenta 6 (1977) zu sehen und wurde 1986 als Vertreter Österreichs bei der Biennale di Venezia ausgewählt. Eine Zeichnung von Peintner aus dem Jahr 1974 befindet sich in der Sammlung des Museum of Modern Art in New York und er war in mehreren Ausstellungen im Museum zu sehen, darunter 9 + 1 Ways of Being Political: 50 Years of Political Stances in Architecture and Urban Design (2012-2013) und The Changing of the Avant-Garde: Visionary Architectural Drawings from the Howard Gilman Collection (2002-2003).
Über Enzo Enea
Nach einer Ausbildung zum Industriedesigner studierte Enzo Enea Landschaftsarchitektur in London und reiste danach nach Brasilien und Hawaii’, wo er sein erstes grosses Landschaftsprojekt für ein Sheraton-Hotel entwarf.
Max Peintners „Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“ ist im Laufe der Jahre zu einer Ikone und zum Denkanstoss über die bildende Kunst hinaus geworden. So fand das Werk etwa Eingang in über 20 deutschsprachige Schul- und Lehrbücher, sowie in Publikationen aus Frankreich, Dänemark, Estland, Tschechien und Ungarn. Die visionäre Ausdruckskraft der Bleistiftzeichnung gilt als Denkanstoss für Philosophie, Soziokultur, Biologie, Ökologie, Anthropologie und Literatur.
Heute gilt Enea Landscape Architecture als eines der international führenden Unternehmen für Landschaftsarchitektur. Enzo Enea ist bekannt für die Umsetzung komplexer Entwürfe, sowie dem Verschmelzen, dem gestalterischen Verbinden von Aussen- mit Innenraum. Enzo Enea erhielt zahlreiche goldene und silberne Preise auf den Giardina Messen von Basel und Zürich. Ausserdem wurde er 1998 mit dem Newcomer Preis der Chelsea Flower Show in London ausgezeichnet.
Im Jahr 2005 wurde der Gartenfachgeschäft Enea Outside In in Zürich eröffnet, das Designberatung, sowie eine Auswahl an Gartenmöbeln und Skulpturen anbietet. Im selben Jahr eröffnete Enzo Enea die Enea Garden Design Inc. in Miami, Florida. 2016 eröffnete Enzo Enea das Büro Enea Garden Design NY Inc. in New York. Enea liefert weiterhin kreative Lösungen für beispielhafte Projekte, die die Kompetenz und Leidenschaft für die Gartengestaltung zeigen, die das Unternehmen seit 25 Jahren auszeichnet.
Eine umfassende Dokumentation seiner Werke findet sich im Buch „enea private gardens“.
www.enea.ch
Über das Wörthersee-Stadion
Das Wörthersee-Stadion in Klagenfurt ist das modernste Stadion Österreichs und wurde im September 2007 offiziell eröffnet. Das Stadion des SK Austria Klagenfurt, das allen UEFA und FIFA Richtlinien entspricht, hat eine Kapazität von 30.000. Im Jahr 2008 spielte es eine Rolle in der Fussball-Europameisterschaft und war seitdem Austragungsort anderer wichtiger Spiele, darunter des internationalen Champions-Cup-Spiels 2018 zwischen dem FC Bayern München und Paris Saint-Germain. Neben Fussballspielen fanden in der Multifunktionsarena unterschiedliche Veranstaltungen statt, darunter ein Eishockey-Derby im Freien, mehrere grosse Konzerte, sowie die United World Games und die Special Olympics «Herzschlag 2014».
Architektonisch prägnant ist die dynamische Überhöhung des Daches über der Osttribüne. Weitere auffällige Merkmale sind die Nähe der Tribünen zum Fußballfeld selbst, sowie die zusätzlich zur leicht ansteigenden Westrampe in Richtung Stadion und platzierten Aufgänge, die den Zugang zum Stadion an den Eckpunkten der Plattform ermöglichen.
www.sportpark-klagenfurt.at