Am System Mode untersucht das Kollektiv NCCFN Gegensätze und alle Grautöne dazwischen. Die Ausstellung ist ein Beitrag zur Debatte um die Zukunft von Textil und Mode im global-lokalen Kontext sowie Design im Netzwerk. Das neue Kurator:innen Duo Lilia und David Glanzmann präsentiert mit ihrer ersten Ausstellung ein erlebbares Zeitdokument, das Erinnerungen teilt, Fragen aufwirft, die Besucher:innen in den Mittelpunkt stellt und einlädt, den eigenen Konsum und das eigene Tun zu reflektieren.
Im Zeughaus Teufen zeigt ein Kollektiv, wie Utopien zur Anwendung kommen
Agieren wir global oder lokal, handeln wir rational oder irrational, leben wir natürlich oder künstlich?
Kritische Reflexion der Ostschweizer Textilindustrie
Über Jahrhunderte war die Ostschweiz die führende Region in der Schweizer Textilindustrie. Praktisch in jedem Haus wurde gewoben, gesponnen oder gestickt. Um 1800 war der Kanton Appenzell Ausserrhoden der am dichtesten besiedelte Kanton der Schweiz, mit der Zeit entstanden auch im Appenzellerland einflussreiche Handelshäuser. Die Maschinenstickerei entwickelte sich zwischen 1830 und 1930 und trug dazu bei, die Produktion zu beschleunigen und die Preise zu senken. Dies war ein bedeutender Schritt, der auch zu unserer heutigen Überproduktion führte. Die Ausstellung ist ein Beitrag zur Debatte um die Zukunft von Textil und Mode im global-lokalen Kontext sowie Design im Netzwerk. Sie regt dazu an, über weltumspannende Lieferketten nachzudenken. Design und Kunst können einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Verständigungsprozess über Zukunftschancen und nachhaltige Entwicklung in unserer Gesellschaft leisten. Wie können und wollen wir in Zukunft leben, ohne unsere Lebensgrundlage zu zerstören? Wie können wir lernen, neue Wege zu gehen? Und wie kommen wir vom Wissen zum Handeln?
Nothing Can Come From Nothing
NCCFN bearbeitet globale Themen mit lokalen Mitteln, indem die Gruppe mit ihren Mitmenschen partizipativ in verschiedenster Manier zusammenarbeitet. Sie verarbeiten Wegwerfprodukte zu grafisch anmutenden Installationen, untersuchen die Arbeit von Näher:innen in Textilsortierwerken in Indien und stellen die Nachhaltigkeit von Kleiderspenden mit ortsspezifischen Interventionen infrage. Oder sie verlegen den Museumsshop direkt als Marktplatz in die Ausstellung. Das multidisziplinäre Arbeiten mittels Textildesign, Fotografie, Performances und Video dient einer breit abgestützten, niederschwelligen Vermittlung der dringlichen Inhalte. Die Präsentation NCCFNs, also die Szenografie im Raum, stellt das eigentliche Produkt ihrer Schaffensweise dar. Die Kommunikation ihrer Anliegen, in verschiedenen Formen der Darstellung, soll einen ästhetisch und kulturell bleibenden Eindruck vermitteln. Dieser Eindruck stärkt das Bewusstsein im alltäglichen Umgang von Mensch zu Material, macht dessen globale Zusammenhänge offensichtlicher und fördert eine kritisch-positive Auseinandersetzung, was Nachhaltigkeit bedeuten kann. Die Ausstellung «Applied Utopia» legt einen besonderen Fokus auf die eigene Schaffensweise des Kollektivs und will genau das: Utopien anwenden. Thema ist hier nicht nur die Produktion der Werke, sondern auch der Prozess, der zu gemeinschaftlichen Projekten führt. So wird vermeintlich Wertloses transformiert, neu geordnet, gesammelt und der Umgang mit utopischen Ideen schonungslos dokumentiert und parodisch reflektiert.