Nur allmählich wendet sich die Kunstgeschichte den begabten Künstlerinnen des letzten Jahrhunderts zu. Eine von ihnen ist zweifelsohne Eva Wipf (1929 – 1978). Ihre bewegte Biografie ist die einer modernen Frau, die bis zuletzt an sich zweifelte und dennoch an ihrem Werk festhielt. Ein kleiner Verein in Pfäffikon pflegt mit einem nach ihr benannten Museum das Andenken an die feinsinnige Künstlerin. Um ihren Arbeiten nahe zu sein, lohnt sich ein Ausflug ins Zürcher Oberland.
Hinter dem Namen Eva Wipf steckt ein bewegtes Künstlerinnenleben und ein eindrucksvolles Werk
Bilder wie «Der ruhmreiche Roboter-General» regen zum Nachdenken an und erscheinen erstaunlich zeitlos.
Museum & Forum Eva Wipf
Der Verein Museum Eva Wipf betreut den Nachlass der Schweizer Künstlerin Eva Wipf (1929 – 1978). Werke von ihr befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Kunsthauses Zug, des Museums zu Allerheiligen Schaffhausen, des Kunstmuseums Thurgau in Ittingen, sowie des Kunsthauses Zürich und dem Aargauer Kunsthaus. Im Gefängnistrakt des Alten Bezirksgebäudes (1. Stock) betreibt der Verein das Museum Eva Wipf und hat eine ständige Ausstellung mit Werken von Eva Wipf eingerichtet. Zwei Mal jährlich, im Frühjahr und im Herbst organisiert der Verein im Forum des Alten Bezirksgebäudes eine Wechselausstellung mit regionalen Künstler:innen. Während diesen Ausstellungen ist auch das Museum geöffnet. Zudem organisiert der Verein jährlich vier bis sechs kürzere und längere Kulturausflüge.
Biografie Eva Wipf
Als Tochter eines Schweizer Missionsehepaares wird Eva Wipf am 23. Mai 1929 in Santo Angelo do Paraiso in Brasilien geboren. Eva ist 5 Jahre alt, als die Familie in die Schweiz zurückkehrt und sich im Pfarrhaus in Buch niederlässt. 1946 beginnt Eva Wipf, das älteste von fünf Kindern, eine Lehre als Keramikerin in der Tonwarenfabrik Zielger in Thayngen im Kanton Schaffhausen. Gleichzeitig fängt sie an, sich autodidaktisch der Malerei zu widmen. 1949 reist ihre Familie erneut nach Brasilien aus. Die 20-jährige Eva Wipf bleibt in der Schweiz und richtet ihre erste Einzelausstellung in Schaffhausen aus. Aufenthalte in Florenz, Amsterdam, München und Paris wechseln mit Stipendien der Stadt Zürich und später des Kantons Zürich. 1953 bezieht Eva Wipf ein Künstleratelier in der Künstlerkolonie der Südstrasse in Zürich.
«Furchtbare Depressionen liegen hinter mir. […] vielleicht bin ich gar nicht die schlechte Malerin, die ich meinte, ohne etwas Eigenes. […] Nun, da ich diesen Fehler habe, will ich […] nicht mehr andere Ateliers besuchen, sondern mich abschliessen und an mich glauben. Sonst verunmöglichen mir meine furchtbaren Zweifel jede Arbeit,» schreibt Wipf 1954 in ihr Tagebuch. Tatsächlich fühlt sich Wipf mehr und mehr als Aussenseiterin.
1966 zieht sie nach einem Krach mit ihren Malerkollegen in Zürich ins Fischerhaus in Merenschand im Kanton Aargau. Zwei Wochen später, beim
Anblick des verschneiten Gartens fühlt sie sich lebendig begraben: «Habe Angst. Angst vor Provinzialismus und Ausschliesslichkeit.» Zeitlebens schwankt Eva Wipf zwischen lähmender Depression und übermenschlichen Schaffensphasen. Durch Psychopharmaka und Alkohol sucht sie Linderung.
1972 geht Eva Wipf auf Weltreise. Ein Zürcher Gönner ermöglicht ihr nach ihrer Rückkunft den Kauf eines eigenen Hauses und einer monatlichen Zuwendung von 1000 Franken. Die Künstlerin zieht daraufhin in ein eigenes Haus nach Brugg im Kanton Aargau. Das klingt wie im Märchen, jedoch lässt die Euphorie bald nach, und Eva Wipf zieht sich immer weiter in sich zurück. 1978, in der Vorahnung ihres Todes, reist die Künstlerin auf Erleuchtungssuche für wenige Wochen nach Indien. Kaum ein Vierteljahr nach ihrer Rückkunft bricht die 49-Jährige am 29. Juli 1978 in der Brugger Altstadt tot zusammen.
(Biografie Quelle: Ausstellung «Thurgauer Köpfe – Frauen erobern die Kunst»)