Herbert Leupin, geboren 1916 in Beinwil am See, ist bis heute einer der bedeutendsten Schweizer Grafiker und Werbegrafiker. Seine Plakatentwürfe haben internationales Ansehen erlangt, wurden mehrfach ausgezeichnet und waren in vielen Ausstellungen zu sehen. Der 1999 in Basel verstorbene Plaktkünstler gestaltete für Institutionen wie den Zirkus Knie, Pelikan, Hermes, Franz Carl Weber und auch die Milka-Kuh stammt aus seiner Feder.
Herbert Leupin: Ein Böjuer von Weltformat
Eine Ausstellung in Beinwil am See zeigt über 50 Originalwerke des international bekannten Plakatkünstlers.
Schützenfest und Gebrüder Grimm
Herbert Leupin verbrachte seine Jugend in Augst, wo sein Vater Robert den Gasthof zum Rössli führte. In der Oberen Realschule in Basel bewies er sein zeichnerisches Talent mit Karikaturen seiner Lehrpersonen, die ihm rieten, die Kunstgewerbeschule Basel zu absolvieren (1931–1934). Nach einem halbjährigen Praktikum im Reklamestudio von Hermann Eidenbenz besuchte Leupin mit einem Eidgenössischen Preis für Gestaltung von 1935 bis 1936 in Paris die Schule von Paul Colin. Zurück in der Schweiz, arbeitete er sechs Monate im Grafikatelier von Donald Brun. 1937 machte sich Leupin in Augst selbständig und erlangte mit dem ersten Preis beim Plakatwettbewerb für das Eidgenössische Schützenfest in Luzern die Aufmerksamkeit von Medien und künftigen Auftraggebern (Grossmetzgerei Bell, Mineralwasserquelle Eptingen, Pro Telephon, Seifenfabrik Friedrich Steinfels und andere). Von 1944 bis 1949 illustrierte Leupin neun Märchen der Brüder Grimm. Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte er sich auf die Markenartikel-Werbung und gestaltete jährlich bis zu dreissig Plakate, die vielfach prämiert wurden.
Schwere Depressionen
Der mit dem stetigen Erfolg erhöhte Leistungsdruck und der Versuch einer stilistischen Neuausrichtung führten Ende der 1940er-Jahre zu schweren Depressionen. In der Folge arbeitete Leupin mit einem breiten Stil-Vokabular. Ab 1949 wurden seine Plakate im Rahmen von Wanderausstellungen weltweit präsentiert. Ab 1957 fanden Einzelausstellungen in der Schweiz und international statt. Ab den 1960er-Jahren gilt Leupins Aufmerksamkeit dem Motiv des Clowns, das er in freien Arbeiten darstellt. 1969 Retrospektive im Gewerbemuseum Basel und Ausstellung im Plakatmuseum Essen; 1991 Ausstellung im Museum für Gestaltung Basel. Mit einem imposanten Gesamtwerk von rund 1000 Plakaten – von denen über ein Zehntel Auszeichnungen erhielten – und einer beeindruckenden Liste von prestigeträchtigen Auftraggebern gehört Leupin zu den bedeutendsten Werbegrafikern des 20. Jahrhunderts, auch wenn er kein wegweisender Avantgardist war. Seinem Beruf entsprechend hatte er stets auf die Prämissen des Auftraggebers einzugehen, ohne dabei die Eigenart seines persönlichen Stils aufzugeben: Seine Stärke lag in der Fähigkeit, ein Produkt von der Kreation bis zum Verkauf zu formulieren, in seinem Kommunikationstalent, das die verkaufsfördernde Sprache des Publikums kennt, und in der Konzipierung von Werbestrategien, die er als Gestalter, Drehbuchautor und Texter bestimmte.