Das Helmhaus Zürich ist spezialisiert auf zeitgenössische Schweizer Kunst. Einmal im Jahr richtet es sein Augenmerk explizit auf jene Zürcher Künstlerin*innen, die sich bei der Stadt Zürich um ein Kunststipendium bewerben: 14 wurden dieses Jahr von der Jury für ein Werkstipendium oder einen Atelieraufenthalt im Ausland ausgewählt. 40 Künstler*innen insgesamt dürfen ihr Werk einen Monat lang im Helmhaus präsentieren. Zum Beispiel Raphael Perret.
Helmhaus Zürich | Kunststipendien Stadt Zürich 2019
Anwärter*innen für das Kunststipendium der Stadt Zürich stellen ihre Werke einen Monat lang aus.
«My Desire» | Raphael Perret
Eine der Arbeiten, die sich um ein Kunststipendium bewirbt und die nun in der Ausstellung zu sehen ist, heisst «My Desire» und stammt vom Zürcher Künstler Raphael Perret. Für sein Werk liess Perret ein funktionelles MRI seines Gehirns im Zustand des Begehrens aufzeichnen. Er isolierte die angeregten Zonen und errechnete daraus ein dreidimensionales Modell, das er dann in Bronze giessen und vergolden liess. So sind jene Regionen des Gehirns in plastischer Form freigelegt, die im Alltag das Ziel mannigfacher Manipulationen der Werbe- und Unterhaltungsindustrie sind. Das menschliche Begehren als goldene Statue, als Symbol für die Tatsache, dass Gold seit Jahrtausenden als DER Stoff des Begehrens gilt.
Löcher in den Vorhang schneiden
Parallel zur goldenen Skulptur gibt Perret in Form eines Videos einen zweiten Einblick in seine Gedankenwelt und weist darin u.a. auf die Verknüpfung geografisch entfernter, unterschiedlicher Lebenswelten hin. Während die einen Menschen ein «Desire» spüren, Gold zu besitzen, setzen andere in weniger wohlhabenden Weltgegenden die Gesundheit ihres Gehirnes aufs Spiel, indem sie aus dem Elektroschrott der hoch-technologisierten Welt mit giftigen Stoffen die Goldanteile herauslösen. – In seinen Arbeiten versucht Raphael Perret stets hinter den Vorhang unserer Lebenswelt zu schauen und Löcher in diesen zu schneiden. Seit 2012 setzt er sich mit Elektroschrottrecyling auseinander und erforscht die Ästhetik zerfallender Elektronik und die Lebensumstände der Arbeiter*innen.
Die weiteren Wettbewerbs-Teilnehmer*innen
Boris Billaud, Roman Blumenthal, Julia Bodamer, Christoph Brünggel, Søren Berner, Marco Fedele di Catrano, Nicola Genovese, Karen Geyer, Andrea Good, Lawrence Grimm – Teatime for a Universe, Colin Guillemet, Michael Günzburger, Pascal Häusermann, Alex Herzog ,Andreas Heusser, Ana Hofmann, Corinna Holbein, Monica Ursina Jäger, Johanna Kotlaris, Vincent Kriste, Claudia Kübler, Chingsum Jessye Luk, Bettina Maurer, Michael Meier & Christoph Franz, Daniela Müller, Anissa Nussbaumer, Gregory Polony, Katja Schenker, Lisa Schiess, Pascal Sidler, Jules Spinatsch, Małgorzata Stankiewicz, Claudia Stöckli, Ana Strika, Riikka Tauriainen, Veli & Amos, Martina-Sofie Wildberger, Urban Zellweger, Selina Zürrer.