Parallel zu Ursula Biemanns Ausstellung “Videogeografien”, ein sozialpolitisch brisantes Werk mit Themen zur Mobilität und der Migration, zeigt das Helmhaus Zürich die Ausstellung “Videogramme” von Hannes Rickli.
Helmhaus ZH | Biemann-Rickli
Ursula Biemanns Videoessays zeichnen sich – mit den Worten der Künstlerin – dadurch aus, dass sie die Makroebene einer distanzierten Reflexion über geopolitische Zusammenhänge mit den lebendigen Mikropolitiken jener Menschen zusammen bringen, die mit den globalen Veränderungen existentiell zu kämpfen haben.
Auf ihren Forschungsreisen versteht sich Biemann als “embedded artist”; sie bezieht ihre Materialien aus Feldforschung, Videoaufzeichnungen vor Ort, Interviews mit Experten, Materialien aus Archiven und virtuellen Infor-mationsquellen und theoretischen Texten. In einer nicht-linearen, vielschichtigen Erzählstruktur und mit einem weichen, subjektiven Voice-over kreieren die Videos eine komplexe humane Geografie der globalen Mobilität, mit all ihren Nebenwirkungen und undokumentierten Bewegungen.
Die Videoarbeiten von Ursula Biemann (geb. 1955, lebt in Zürich) sind weltweit in Kunstmuseen und Kunsthallen, an Filmfestivals sowie im universitären und aktivistischen Kontext gezeigt worden. Sie trugen unter anderem zu Biennalen in Istanbul, Liverpool, Shanghai, Gwangju, Sharjah, Thessaloniki, San Diego und Sevilla bei. Nachdem sie sich als Künstlerin in Boston, Mexico und New York (Whitney Independent Study Program) ausgebildet hat, arbeitet Ursula Biemann neben ihrer Haupttätigkeit als Künstlerin inzwischen auch als Theoretikerin und Kuratorin, initiiert kollaborative Forschungsprojekte und ist Herausgeberin von mehreren Büchern. Sie forscht am Institut für Theorie an der Zürcher Hochschule der Künste und erhielt 2008 im Zusammenhang mit einer Retrospektive im Bildmuseet im schwedischen Umea den Ehrendoktor in Humanwissenschaft der Universität Umea.
Der Zürcher Künstler Hannes Rickli untersucht in seiner Arbeit Bruchstellen der All-tagsästhetik. Der Ausstellung “Videogramme” liegt wissenschaftliches, audiovisuelles Material aus der Verhaltensforschung bei Insekten und Fischen zu Grunde. Natur-wissenschaftliche und künstlerische Argumente geraten miteinander in ein produktives Spannungsverhältnis.
Für die im Helmhaus Zürich ausgestellte Serie von Arbeiten löst Rickli die Materialien aus dem Herstellungszusammenhang des Labors heraus und verschiebt sie in den Kunstraum. Dabei werden aus den wissenschaftlichen Daten Bild- und Klangwelten. Diese Operation legt ein Potenzial möglicher Erzählungen frei, in denen rationale und ästhetische Argumente sich überschneiden und mit einander in Widerstreit geraten.