Ein guter Zuschauer schafft mit, heisst es in der aktuellen Ausstellung des Konzeptkünstlers Joseph Kosuth. Neben seiner neuesten Arbeit, zeigt das Haus Konstruktiv einige seiner wichtigsten Arbeiten aus den letzten 46 Jahren.
Haus Konstruktiv | Joseph Kosuth
Zu Joseph Kosuth
Joseph Kosuth, geboren 1945 in Toledo (Ohio), ist eine Ikone der US-amerikanischen Konzeptkunst.
Wie kaum ein anderer Künstler geht er mit Sprache und Sprachbildern um: Seine seit Mitte der
1960er Jahre entwickelten Arbeiten verführen uns dazu, mehr zu sehen, mehr zu denken, mehr zu
fantasieren.
Die Ausstellung
In seiner neusten Neoninstallation «Texts for Nothing (Waiting for –)’», mit der er seine Ausstellung im
Haus Konstruktiv in der grossen Eingangshalle startet, bezieht sich Joseph Kosuth auf den irischen Schriftsteller Samuel Beckett: In weisser Neonschrift leuchten den BetrachterInnen im vollständig dunklen Raum Zitate aus dem Theaterstück Warten auf Godot und aus der Prosaschrift Texte um Nichts entgegen. Während Beckett jedoch oft das Nichtdeutbare thematisiert, versucht Kosuth umgekehrt, die Entstehung von Bedeutung zu visualisieren. In diesem dunklen Raum ist zudem auch ein Leuchtkasten zu sehen mit einer Abbildung des Gemäldes “ Zwei Männer in Betrachtung des Mondes” von Caspar David Friedrich: Dieses Bild soll Beckett massgeblich für sein Stück Warten auf Godot inspiriert haben.
Ebenfalls für die Ausstellung in Zürich neu realisiert wurde eine Arbeit aus der Werkserie «Text/Context».
Kosuth bezieht sich darin auf die Sprache der Werbung. Zum ersten Mal schrieb er dafür damals einen
eigenen Text. Die selbst verfasste Textpassage (in drei Sprachen übersetzt) soll in zwei unterschiedlichen
öffentlichen Kontexten gelesen werde: auf der Strasse und im Kunst-Kontext. Auf der Strasse werden die
Texte zunächst anonym im Kontext von Werbung präsentiert: In Zürich auf öffentlichen APG-Stellen in Wallisellen und im Bahnhof Stadelhofen. Seit der documenta IX im Jahr 1992 – also seit fast 20 Jahren – ist auch die Installation «Passagen-Werk zum ersten Mal wieder zu sehen. Kosuth hatte im Hinblick auf seine Präsentation an der documenta Zitate ausgewählt, die ihm beim Nachdenken über die Ausstellung als Ganzes relevant erschienen. Diese wurden im Siebdruckverfahren auf schwarze Tücher gedruckt und sollten die Kunsttouristen, die in ihrer Rolle als «Flaneure» durch die documenta strömten, zum Anhalten und Nachdenken bringen. Wie damals in Kassel sind auch in Zürich die Tücher über Werke aus der hauseigenen Sammlung des Museums gehängt.