Valentin Magaro setzt sich als Zeichner und Maler mit Bildtraditionen und Darstellungsmöglichkeiten der Gegenwart auseinander. Zum Teil schafft er reagierend auf Heinrich Danioths Arbeiten neue Werkzyklen oder er kombiniert seine Arbeiten im Dialog mit Arbeiten des 1953 verstorben Künstlers. Magaro nähert sich dabei den Bildmotiven über Figuren, die innerbildliche Erzählung in die Gegenwart katapultieren und ein spannungsvolles Gespräch mit Danioths Malerei aufnehmen.
Haus für Kunst Uri | Valentin Magaro im Dialog mit Heinrich Danioth
Für seine Einzelausstellung im Haus für Kunst Uri lässt sich der Künstler Valentin Magaro vom Werk Heinrich Danioths inspirieren.
Lokal versus Global
In der Ausstellung «Valentin Magaro im Dialog mit Heinrich Danioth» treffen zwei Künstler aufeinander, welche beide mit einer eigenständig erarbeiteten Bildsprache auf die Aktualität ihrer Zeit reagieren und reagiert haben.
Heinrich Danioth (1896-1953), der in den Spannungen der beiden Weltkriege lebte, fühlte sich zeitlebens an seinen Kanton gebunden und suchte seine Identität in der schroffen Landschaft seines Heimatkantons und dessen beheimateten Menschen. Die Bilder des Künstlers Valentin Magaro (*1972) hingegen sind geprägt von der Vielfalt an Impulsen und ihrer Fragmentierung aus der globalisierten und digitalen Welt unserer Gegenwart. Trotzdem verbindet die beiden Kunstschaffenden viel, denn beide erzählen mit den Gestaltungsmitteln der figürlichen Malerei und Zeichnung in vereinfachten Formen und übersteigerten Farben ihre persönliche Sicht auf die Welt.
Aus dem Sammlungsbestand der Dätwyler Stiftung, welche im Haus für Kunst Uri untergebracht ist, sind Valentin Magaro unter anderen zwei Bilder aufgefallen, die ihn zum Werkzyklus «Maler und Modell» angeregt haben. Bei den beiden Arbeiten Heinrich Danioths handelt sich um die Gemälde Atelier von 1947 und die grossformatige Studie zum Wandbild Singstunde von 1950.
Das Thema Maler und Modell ist in der Kunstgeschichte immer wieder thematisiert worden. Auch Magaro arbeitet für seine komplexen Figurenkompositionen seit Anbeginn seiner künstlerischen Arbeit oft mit Modellen zusammen. Diese Modellzeichnungen werden überarbeitet und in ihrer Form vereinfacht, bis sie in seinen komplexen Bildkompositionen Eingang finden. Heinrich Danioths Arbeit Atelier hat ihn zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dieser intimen Begegnung zwischen Maler und Modell angeregt.
Valentin Magaro hat sich in den vergangenen Jahren bereits mit christlichen Themen beschäftigt. Ihn interessiert dabei, wie in unserem westlichen Kulturkreis Archetypen von Figuren entwickelt und gefestigt wurden und durch ihre ständige Wiederholung zu unumstösslichen Ikonen geworden sind.
Im Zentrum des Triptychons Singstunde sitzt eine klavierspielende Nonne, welche einen Kinderchor leitet. Nonnen, noch vor 40 Jahren allgegenwärtig, sind mittlerweile aus unserem Alltag fast gänzlich verschwunden. Indem er für seinen Werkzyklus Maler und Modell seinen Modellen Nonnenhauben aufsetzt, greift er erneut ein Sujet aus dem christlichen Kontext auf. Es sind Bilder und dreidimensionale Objekte entstanden, welche die Keuschheit der Klosterfrauen brechen und den Blick auf ihren Körper freigeben. Sie spielen mit stigmatisierten Rollenbildern der Frau und geben so Anlass für gesellschaftlich relevante Fragen, die bis heute nichts an ihrer Brisanz verloren haben.
Magaro nähert sich dabei den Bildmotiven über Figuren, die überzeichnet oder drastisch karikaturistisch, wie auch stereotyp die innerbildliche Erzählung in die Gegenwart katapultieren und ein spannungsvolles Gespräch mit Danioths Malerei aufnehmen.
Parallel zu dieser Einzelausstellung zeigen wir im Dachstock die mediale Installation Tell me. Im Rahmen des Tell Jahrs findet in Altdorf eine mehrteilige Arbeit vom Multimedia Künstler und Regisseur Livio Beyeler satt.
Der erste Teil war eine soziale Intervention im Stadtraum. Der zweite Teil ist eine Videoinstallation, die spezifisch fürs Haus für Kunst Uri produziert wurde. Der dritte Teil besteht aus der Inszenierung Achtung Tell fürs Theater Uri.
Text: Barbara Zürcher