Hans Ernis vier Wandteppiche, die er im Auftrag der PTT für die Eingangshalle der Generaldirektion entwarf, werden in dieser Ausstellung neu entdeckt. Die Werke mit den Titeln «Der Brief», «Die Luftpost», «Die Satelliten» und «Die Monteure» zeichnen allegorische Bilder. Ernis farbliche Beschränkung auf zwei bis drei Töne pro Teppich ermöglichen eine Vertiefung in die Darstellungen voller Leuchtkraft und Dynamik.
Hans Erni Museum | Kommunikationswege | Hans Ernis Wandteppiche für die PTT
Die kontrastreiche Bilderwelt von Hans Erni entführt uns in neue Bereiche seines vielfältigen Lebenswerks.
Hans Erni (1909-2015) wird als eines von acht Kindern eines Schiffsmaschinisten in Luzern geboren. Nach einer Lehre als Vermessungstechniker und Bauzeichner besucht er die Kunstgewerbeschule Luzern, darauf folgen Aufenthalte in Paris. 1935 kuratiert er gemeinsam mit dem marxistischen Philosophen Konrad Farner die Ausstellung «These – Antithese – Synthese» im Kunstmuseum Luzern. 1939 gestaltet er «Die Schweiz, das Ferienland der», ein hundert Meter langes zwölfteiliges Wandbild für die Schweizerische Landesausstellung in Zürich. Durch einen Wettbewerb erhält er den Auftrag für eine Banknotenserie, der auf politische Intervention hin von der Nationalbank 1944 abgebrochen wird.
Nach einer Zeit der politischen Ächtung tragen zahlreiche lokale, nationale und internationale Aufträge in den verschiedensten Medien zu seiner grossen Beliebtheit in der breiten Öffentlichkeit bei. Mehrere Reisen nach Afrika, in den Nahen Osten, nach Indien, China und Japan erweitern die europaweiten und amerikanischen Kontakte sowie die internationale Wertschätzung.
Zeichnerisch ähnlich begabt und in den verschiedensten Medien versiert wie der von ihm verehrte Picasso, findet Erni trotz vielfältiger Kontakte zu Vertretern der Avantgarde und stilsicheren Anfängen in kubistischer, surrealistischer und abstrakt-konkreter Formensprache bereits in den 1930er-Jahren seinen eigenen Weg: In einer Synthese von Figuration und Abstraktion entwickelt er in illustrativen Konturgeflechten vor raumlos-abstrakten Farbgründen seinen unverwechselbaren und bis zu seinem Tod beibehaltenen Stil.
Intellektuell stark beeinflusst und publizistisch gefördert vom undogmatischen Marxismus Konrad Farners, versteht er seine Kunst und seine handwerkliche Meisterschaft stets als Mittel zum höheren Zweck humanistischer Welterkenntnis. Als Autodidakt tief beeindruckt von den geistesgeschichtlichen und technischen Errungenschaften der Menschheit, widmet sich seine figurative Ideenkunst den Beziehungen von Natur, Mensch und Kultur in ihren Spiegelungen in Mythos, Geistesgeschichte, Sport und Technik.
Nach den Erschütterungen des Zweiten Weltkriegs erscheint Ernis Hang zur plakativen Allegorie ebenso obsolet wie sein Verharren auf figurativer Virtuosität; dieser doppelten Unzeitgemässheit gesellt sich zudem die ideologische Ablehnung des «kommunistischen» Künstlers durch das lokale und nationale Bürgertum der Wirtschaftswunderzeit. Jean-Christophe Ammann, der dem Künstler 1972 und 1976 zwei grosse Retrospektiven einrichtet, fasst bereits 1972 das Dilemma der Erni-Rezeption in folgende Worte: «Das Verständnis für das Werk von Hans Erni steht unter dem unglücklichen Vorzeichen eines ständigen Vergleichs mit einer Kunst, deren wesentliches Merkmal […] darin besteht, sich selbst stets in Frage zu stellen.»
(Quelle: Schweizerische Institut für Kunstwissenschaft)
Neupräsentation der Sammlung
Seit seiner Gründung im Jahre 1979 präsentiert das Hans Erni Museum gemäss dem Willen seines Gründers neben Wechselausstellungen schwerpunktmässig das vielfältige und vielgestaltige Werk Hans Ernis. Nach seinem vierzigjährigen Jubiläum zeigt das Musuem nun eine neue Präsentation seiner Sammlung, die Ausstellung nimmt verschiedene biografische und künstlerische Facetten des Künstlers in den Blick. Unter den Themenbereichen «Herkunft und Vorbilder», «Im Kreis der Moderne», «Ein politischer Künstler», «Fremde Länder und Menschen» und «Bilder für die Öffentlichkeit» entstehen neue Betrachtungsweisen seines Œuvres. In dieser Neupräsentation werden vor allem Werke aus der grosszügigen Schenkung des Museumsgründers gezeigt. Der interessierten Öffentlichkeit werden jedoch auch Arbeiten aus anderen Sammlungen vorgestellt, so werden Leihgaben und Sammlungsbestand in einen fruchtbaren Dialog gebracht.
Hans Ernis Wandteppiche für die PTT
Zu seinem 40-jährigen Jubiläum hat das Hans Erni Museum 2019 von der Post Schweiz AG vier monumentale Wandteppiche als Schenkung erhalten. Hans Erni entwarf diese 1969/70 im Auftrag der PTT für die Eingangshalle am Sitz der Generaldirektion in Bern. Die je 260 × 850 cm grossen Teppiche mit den Titeln «Der Brief», «Die Luftpost», «Die Satelliten» und «Die Monteure» wurden in Tufttechnik von der deutschen Firma Ewald Kröner ausgeführt. In den Bildteppichen transformierte Hans Erni die gleichermassen alltäglichen wie komplexen Vorgänge der Postauslieferung über Land und Luft, der Satelliten und der Montage in leuchtend farbige, allegorische Bilder.