Die Photobastei in Zürich zeigt Meilensteine in Hansruedi Gigers (1940 – 2014) Werdegang mit Zeichnungen in Untergrundmagazinen und Variationen der für seinen erotisch-morbiden Stil charakteristischen Motive «Atomkinder» (1963), «Biomechanoiden» (1969) und «Passagen» (1971-73). Die Ausstellung beruht im Kern auf der Sammlung von Caren und Jörg Czwikla. Seit 1987 haben sie Arbeiten von Giger zusammengetragen.
H. R. Gigers Schattenreise in ungewissen Zeiten
- Publiziert am 27. November 2022
Die oft düsteren Positionen des Schweizer Visionärs sind gerade heute wieder von grosser Aktualität.
Hansruedi Giger | Der Künstler
H.R. Giger – das bedeutet 40 Jahre phantastischer Kunst. Der Künstler wurde 1940 in Chur (Schweiz) geboren. 1962 zog er nach Zürich, wo er Architektur und Industriedesign studierte. Neben seinen surrealistischen Traumlandschaften ist er vor allem durch sein Design für Ridley Scotts Film “Alien” bekannt geworden. Für seine Mitarbeit an diesem Film erhielt HR Giger 1980 einen Oscar in der Kategorie “Best Achievement for Visual Effects”. Im Laufe der Jahre folgten Filmprojekte wie “Poltergeist II” und “Alien III”, an deren Realisierung Giger massgeblich beteiligt war. Für den MGM-Film “Species” entwarf er eine ausserirdische Schöne sowie eine phantastische Eisenbahn. Gigers Entwürfe für Plattencover sind mehrfach ausgezeichnet worden. So wählte das Musikmagazin “Rolling Stone” die Cover für Debbie Harrys LP “Koo Koo” und für Emerson, Lake and Palmers “Brain Salad Surgery” unter die 100 besten der Musikgeschichte. 1998 erschien Gigers erster illustrierter Roman “The Mystery of San Gottardo”, eine
Mischung aus Filmscript, Comicbook und schwarzer Komödie. Im gleichen Jahr wurde das Museum HR Giger Chateau St. Germain im schweizerischen Gruyéres eröffnet, mit Werken der 60er und 70er Jahre sowie den Filmdesigns zu Alien I und III, Species und Poltergeist.Durch einen tragischen häuslichen Unfall ist Hansruedi (H.R) Giger am Montag den 12 Mai 2014 plötzlich und vollkommen unerwartet verstorben.
H. R. Gigers dystopischen Urkräfte
H. R. Giger war ein Seismograph des Unbewussten. Er ging offen auf seine eigenen Ängste, Abgründe und Dämonen zu. Auf seiner Schattenreise besuchte er Orte, die die meisten von uns meiden, verneinen oder verdrängen und bannte seine Visionen in seine Kunst. In seinem Werk kommen die Abgründe und Gefahren unserer Zeit – damals und heute- in einer Weise zum Ausdruck, dass auch wir Betrachter:innen sie nicht verleugnen können. Diese dystopischen Urkräfte, diese destruktiven, mythologischen und archetypischen Dämonen, welche er in seiner Kunst oftmals beklemmend und düster festhält, suchen uns scheinbar wieder und wieder heim. Giger experimentierte bei seiner Arbeit auch mit LSD und pflegte Freundschaften zu Koryphäen der LSD-Forschung wie Timothy Leary oder Stanislav Grof. Die Ausstellung zeigt auch Werke, die auf seinen wenigen LSD-Reisen entstanden sind.
Gigers Kunst hat nichts von ihrer Aktualität eingebüsst, seine Visionen werden vielmehr immer deutlicher und beklemmender. Giger selbst empfand seine Kunst dagegen als heilend. Er sah in ihr ein wichtiges Instrument, um geistig gesund zu bleiben. In der Auseinandersetzung mit dem Schatten fand er seine Heimat und seinen Frieden.