Kurator und Kunsthistoriker Georg Hilbi stellt in seinem neuen Buch die beiden Zuger Fotografen Hans Potthof und Gato Dkach vor. Die gekonnte Gegenüberstellung lässt so zwei Epochen der Fotografie miteinander verschmelzen. Eine vom Verein Zug Art organisierte Ausstellung ging der Publikation voraus. In der Zuger Shedhalle standen die Fotoarbeiten des Malers und Grafikers Hans Potthof im Zentrum.
Fotografie als stiller Blick auf Gegenwart und Vergangenheit
Die Publikation «Augenblick – The Silent View Beyond» bringt das unbekannte fotografische Werk des Zuger Künstlers Hans Potthof zum Vorschein.
Hans Potthofs künstlerisches Schaffen begann bereits in den späten 1920er-Jahren. Anfangs betätigte er sich als Zeichner und in der Aquarellmalerei, erst nach einem Parisaufenthalt wandte er sich auch der Ölmalerei zu. Seine Arbeiten der 1930er- und frühen 1940er-Jahre zeichnen sich durch progressive Bildfindungen und eine spontane Maltechnik aus. In ihnen entpuppt sich der junge, aufstrebende Künstler als innovativer Vertreter des Postexpressionismus, des Surrealismus und der Neuen Sachlichkeit. Neben seinem malerischen Schaffen betätigte sich Potthof ab Mitte der 1930er-Jahre auch als Fotograf. Obwohl er mit seinen fotografischen Arbeiten zeitlebens kaum an die Öffentlichkeit gelangte, sind diese künstlerisch von grossem Wert und im zeitgenössischen Kontext wegweisend. Sie offenbaren einerseits die kreative Sicht des Künstlers auf die Welt, auf seine Motive – es kommen Prinzipien und Parameter des Neuen Sehens zur Anwendung, unkonventionelle Bildausschnitte, extravagante Perspektiven und experimentelle Motive –, andererseits verwendete er progressive Techniken wie etwa die Doppelbelichtung, extreme Licht-Schatten-Kontraste und ungewohnte Auf-, Durch- und Tiefensichten. Um die gewünschte Bildaussage zu erreichen, wählte Potthof moderne, innovative Vorgehensweisen, die weit über das dokumentarische Abbild hinausgehen.
Seltene Fotografien
Zum ersten Mal wird ein umfassender Querschnitt durch Hans Potthofs (1911–2003) mannigfaltiges fotografisches Œuvre präsentiert. Im Dialog mit Potthofs Arbeiten des neuen Sehens werden die Werke des zeitgenössischen Fotografen Gato Dkach (*1966) gezeigt, die sich durch multivisionäre Erzählebenen und kraftvolle Farbspektren auszeichnen. Beide repräsentieren exemplarisch den innovativen Aspekt und die progressive Dynamik in der Genese der modernen Schweizer Fotografie des 20. und 21. Jahrhunderts.
Sammler entdecken Potthof
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg fanden Potthofs Arbeiten erstmals Anerkennung über die Kantonsgrenzen hinaus. Der Unternehmer und bekannte Kunstsammler Oskar Reinhart (1885–1965) aus Winterthur kaufte auf Vermittlung des in Zug wohnhaften, emigrierten österreichischen Künstlers Fritz Wotruba (1907–1975) ein Konvolut von drei Gemälden und initiierte damit Potthofs nationalen Durchbruch als Kunstmaler. Bald darauf folgten Ankäufe von mehreren renommierten Schweizer Museen, kantonalen und städtischen wie auch privaten Sammlungen im In- und Ausland. 1983 widmete Christie’s Contemporary Art London dem nun etablierten Künstler eine spezielle Serie von sieben Lithografien zu seinen kontemplativen Landschaften; seine Lithografien wurden auch an der Chicago Art Fair und in Stockholm ausgestellt.
(Textgrundlage: Verein Zug Art, zugkultur)