Francisco de Goya – einer der wichtigsten Wegbereiter der Moderne – wird in seinem 275. Geburtsjahr in der Fondation Beyeler gewürdigt. Die Ausstellung versammelt rund 70 Gemälde sowie mehr als 100 Zeichnungen und Druckgrafiken. Goyas Schaffen bietet heute wie schon zu Lebzeiten des Künstlers ein sinnliches und intellektuelles Erlebnis. Sein vielschichtiges und ambivalentes Werk stellt seit nunmehr zwei Jahrhunderten für viele Künstler*innen eine richtungsweisende Wegmarke dar.
Fondation Beyeler | Goya
Goyas ganzes Schaffen
Francisco de Goya y Lucientes (1746–1828) nimmt in der europäischen Kunstgeschichte eine von Widersprüchen gekennzeichnete Stellung als einer der letzten bedeutenden Hofmaler und als Vorläufer des modernen Künstlers ein. Um die Einzigartigkeit seines Schaffens, das einen Zeitraum vom Spätrokoko bis zur Romantik umspannt, erfahrbar zu machen und dem formalen und inhaltlichen Reichtum seines malerischen, zeichnerischen und druckgrafischen Œuvres gerecht zu werden, präsentiert die Ausstellung das gesamte Spektrum an Bildgattungen und Goya-spezifischen Bildmotiven. In der chronologisch angelegten Ausstellung werden grossformatige repräsentative Gemälde ebenso wie Skizzenbuchblätter zu sehen sein. Der Schwerpunkt der Ausstellung wird dabei auf Goyas späte Schaffenszeit gelegt.
Rebellische Entschlossenheit
Die Ausstellung in der Fondation Beyeler eröffnet den Blick auf den Hofkünstler einerseits und den Erfinder rätselhafter und verstörender Bildwelten andererseits, auf das sakrale und das profane Werk, auf Christus- und Hexendarstellungen, auf Porträts und Historienbilder, auf Stillleben und Genreszenen. Neben Gemälden, die im Auftrag des Königshauses, des Adels und des Bürgertums entstanden, sind Werke zu sehen, die Goya in einem von ihm selbst eroberten Raum künstlerischer Freiheit realisiert hat, darunter Kabinettbilder, die oftmals nur im engen privaten Rahmen gezeigt wurden. Goya ist in der europäischen Kunstgeschichte einer der ersten Künstler, die sich mit rebellischer Entschlossenheit gegen die Kunst einengende Dogmen und Regelwerke zur Wehr setzten und stattdessen für den Eigensinn und den Erfindungsgeist des Künstlers («capricho» und «invención») eintraten.
Film zu «Pinturas negras»
Im Auftrag der Fondation Beyeler hat der französische Künstler Philippe Parreno (*1964) einen Film zu Goyas ikonischer Serie der Pinturas negras (Schwarze Gemälde), 1819–1824, geschaffen, der im Rahmen der Ausstellung Premiere feiern wird. Die 14 Wandgemälde befanden sich ursprünglich im Wohnhaus Goyas am Stadtrand von Madrid und waren vermutlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Die heute in der Sammlung des Museo Nacional del Prado in Madrid bewahrten Bilder sind so fragil, dass sie nicht ausserhalb des Museums gezeigt werden können.
Textgrundlage: Fondation Beyeler