«Heilung der Homosexualität» – dies versprechen sogenannte Konversions- oder Reparativtherapien. Die Protagonist:innen der ausgestellten Arbeit haben solche Angebote am eigenen Leib erfahren und erzählen von der langen, qualvollen Reise, die sie zurücklegen mussten. Ausserdem kommen Expert*innen und Politiker*innen zu Wort. Die pseudowissenschaftliche Methode zur Heilung von Homosexualität wird in der Schweiz noch immer praktiziert.
Dimitri Grünig: aber schwul bin ich immer noch
Ein Reportage-Essay und eine Ausstellung auf der Suche nach Akzeptanz, Gleichberechtigung und einem authentischen Leben
In der Bachelorarbeit von Dimitri Grünig geht es um sogenannte Konversionstherapien. Die pseudowissenschaftliche Methode zur Heilung von Homosexualität wird in der Schweiz noch immer praktiziert. Hier kommen Opfer solcher Angebote wie auch Expert*innen und Politiker*innen zu Wort.
Im Widerspruch zu etablierten Auffassungen
Der Begriff «Konversionstherapie» oder auch «Reparativtherapie» bezeichnet eine Gruppe umstrittener Methoden der Psychotherapie, welche die Abnahme homosexueller Anziehungen und die Entwicklung heterosexueller Potenziale zum Ziel haben. Diese Therapien werde grösstenteils innerhalb eines evangelikal geprägten Milieus praktiziert und angeboten. Alle führenden internationalen psychiatrischen und psychologischen Fachgesellschaften lehnen solche Behandlungsversuche ab, da sie im Widerspruch zu den heute in Psychiatrie und Psychologie etablierten Auffassungen von Homosexualität stehen.
Vermeintliche Heilung
Trotzdem gibt es auch in der Schweiz mehrere Organisationen, wie etwa «Wuestenstrom» unter Rolf Rietmann oder «Torrents de Vie», welche von sich behaupten selber «Heilungen» erfahren zu haben und daher ein entsprechendes Therapieangebot, unter dem trügerischen Angebot einer Beratung und Seelsorge anbieten. Solche Organisationen ignorieren den gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahrzehnte und verstecken sich heute hinter einer vermeintlich libertären Rhetorik, laut derer zwar jeder Mensch seine Sexualität leben, aber eben auch verändern darf. Inwiefern bei der Nutzung eines solchen Angebotes von einer «freiwilligen Entscheidung» des Individuums ausgegangen werden kann, beleuchtet der junge Künstler und Illustrator Dimitri Grünig in seiner Arbeit.
Ambitioniertes Buchprojekt
Herausgekommen ist ein umfassendes Werk, das der zentralen Frage nachgeht, warum und in welchem Ausmass solche Angebote heute überhaupt noch existieren und genutzt werden. Um dieses Spannungsfeld möglichst breit zu beleuchten, sind die theoretischen Ausführungen durch Interviewpassagen flankiert. Diese beinhalten persönliche Erfahrungsberichte, sowie Stimmen aus der Politik und Einschätzungen von Expert*innen.