Besuchende treffen hier auf kleinformatige Aquarelle in direkter Nachbarschaft zu grossformatigen Malereien in Eitempera und Öl. In drei Räumen wurde ein Fressnapf mit im Wasser schwimmenden Frühlingsblumen platziert. Man begegnet gemalten Sternenhimmeln – und immer wieder auch Babyhühnern.
Der Kunstverein Frauenfeld lädt Ray Hegelbach mit EARLY FEELINGS nach Frauenfeld ein
Profane Bildwelten
Für Ray Hegelbach bietet die Malerei ein schier endloses Experimentierfeld an Möglichkeiten. Dabei interessieren ihn die Materialität, die Komplexität, die unterschiedlichen Aspekte, die sich darin finden, aber auch verschiedene Zeitfragen, die er damit thematisieren kann. Während eines Austauschjahres an der Akademie für angewandte Kunst in Wien begann er sich auf dieses Medium zu konzentrieren. Seither lotet er die Malerei immer wieder von Neuem aus, entwickelt sie weiter, bricht sie auf humorvolle Weise auf und versucht dabei stets zu überraschen. So fragt sich vielleicht angesichts seines jüngsten Werkkomplexes manch ein:e Besucher:in – und Ray Hegelbach zuweilen selbst –, wie Babyhühner als Motive Platz darin haben?
Ray Hegelbach sammelt profane Bildwelten – visuelles Material, dem er im analogen und digitalen Alltag manchmal zufällig, manchmal zielorientiert begegnet. Aus der subjektiven Auswahl solcher Momentaufnahmen schafft er sodann eigene Werkkomplexe. Entsprechend prozessorientiert gestaltet sich seine Arbeitsweise. Oftmals arbeitet er mit Referenzbildern, die er in die Malerei zu übersetzen versucht. Mit dem Bild-Reservoir, das er sich über die letzten Monate angelegt hat, gestaltete er nun seine aktuelle Ausstellung.
Zwei Bildsprachen
Der zufälligen Suche von Motiven folgend, dient Ray Hegelbach auch das Babyhuhn als ein erzählerischer Baustein, an den er nach und nach andockt und so sein Narrativ erweitert. Beim Anblick der Sternenhimmel mögen wir uns an Projektions-Nachtlichter im Kinderzimmer erinnern, die als nächtliche Begleiter oder Einschlafhelfer ein Gefühl von Ruhe und Geborgenheit versprechen. Solche dekorativen Elemente werden auch bei Inkubatoren – sogenannten Brutkästen – eingesetzt. Die kalten, medizinischen Objekte werden dadurch gebrochen und die zum Reifen idealen Konditionen unterstützt. Für wieder andere Arbeiten diente ein illustriertes Kirchenbuch als Vorlage. Das kleine Buch, auf das Ray Hegelbach zufällig in einer katholischen Kirche stiess, versteht sich als eine Art Ratgeber, um den richtigen Weg einzuschlagen. Das gefundene Material fotografierte er und verwendete die darin vorkommenden Redewendungen als Textelemente in seinen Bildern. Damit vereint er nicht nur zwei Bildsprachen, sondern stellt auch vermeintliche Gegensätze einander gegenüber. Beim Anblick des reduzierten Designs des Fressnapfs und den darin schwimmenden Blumen wiederum tauchen vor unserem inneren Auge Begriffe wie «füttern», «aufziehen», «konditionieren» auf, um im nächsten Augenblick vage an die gemalten Sternenhimmel zu erinnern.
(Textgrundlage: Kunstverein Frauenfeld)