Ein Kunstmuseum mit modernem Erweiterungsbau samt Museumscafé, innovativen neue Ausstellungsformaten sowie ein eigener Museumspodcast – der in Chur ansässige Kunstverein zeigt, wie man mit der Zeit geht. Sein Engagement in der Kulturszene macht sich in der Region und darüber bemerkbar und mit über 1’500 Mitgliedern und Gönner:innen ist er in der Bünder Bevölkerung breit abgestützt.
Der Bündner Kunstverein präsentiert Dieter Roth und Ilse Weber
Seinem Leitbild folgend realisiert der Bündner Kunstverein zwei qualitativ hochstehende Ausstellungen im Bündner Kunstmuseum.
Der Bündner Kunstverein hat den Zweck, im Kanton Graubünden das Interesse für die bildende Kunst in ihrer medialen Vielfalt zu wecken und zu fördern. Er wurde 1900 gegründet, womit der Grundstein für die Sammlung und das Museum gelegt wurden. Der Bündner Kunstverein hat seinen Sitz in Chur, bildet eine Sektion des Schweizerischen Kunstvereins und ist für das Ausstellungsprogramm, welches von der künstlerischen Direktion und dem Kurator/der Kuratorin kuratiert wird, zuständig. Der Kunstverein finanziert Jahr für Jahr die Präsentation von Wechselausstellungen sowie von Veranstaltungen und fungiert als Herausgeber von Publikationen und Ausstellungskatalogen. Zusätzlich ist der Kunstverein verantwortlich für den Museumsshop und das Museumscafé, während der Kanton für den Betrieb und Unterhalt des Gebäudes sorgt und das Personal für die Ausstellungs- und Sammlungspräsentation zur Verfügung stellt. Die Mitglieder des Bündner Kunstvereins leisten einen Beitrag zur Erhaltung, Förderung und Vermittlung von Kunst und Kultur in Graubünden. Sie profitieren von speziellen Angeboten, die Ihnen die Möglichkeit der Begegnung und des Austauschs mit Kunstschaffenden, Expert:innen oder mit Kunstinteressierten geben.
Humorvoll, selbstkritisch und lakonisch
Das Bündner Kunstmuseum widmet Dieter Roth eine Ausstellung, die eine seltene Übersicht über sein ausuferndes druckgrafisches Schaffen anhand repräsentativer Werkgruppen gibt. Ausgehend von seinem Frühwerk zur konkreten Kunst und Poesie, gelang Roth in Providence, USA, der künstlerische Befreiungsschlag. Der Künstler experimentierte fortan mit Lebensmitteln als Werkstoff, brach mit allen formalen Erwartungen und setzte damit eine Entwicklung in Gang, die bis heute als bahnbrechend gilt. In der Folge schuf der Künstler ein druckgrafisches Werk von gewaltiger stilistischer Vielfalt. Druckerzeugnisse unter Einbindung von Wurst und Käse, ikonografische Siebdrucke nach Postkarten oder später eher malerische Stillleben zeugen von seiner immensen Schaffenskraft. Dreh- und Angelpunkt blieb das Thema Selbstreflexion, das sich über alle Phasen hinweg mal humorvoll, mal selbstkritisch, mal lakonisch präsentierte. Aus seiner Auseinandersetzung mit Sprache, der er zeitlebens treu blieb, gingen Werke hervor, die bis in die Gegenwart ihren provokativen Gehalt nicht verloren haben. Die Werkschau, die rund 200 Grafiken umfasst, ermöglicht im Fokus der Schlüsselwerke eine einmalige Vertiefung von Roths experimenteller Werkauffassung und wird flankiert von ausgewählten Künstlerbüchern, mit denen er ebenfalls Neuland betrat. Die von Dr. Dirk Dobke und Dr. Ina Jessen für die Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg kuratierte und in Kooperation mit der Dieter Roth Foundation entstandene Ausstellung wird für das Bündner Kunstmuseum adaptiert und bringt in der umfangreichsten Dieter-Roth-Ausstellung seit gut 20 Jahren Material-und Druckwerke aus allen Schaffensperioden zusammen.
Ungewöhnliche Bündner Malerin
lse Weber (1908-1984) ist eine Ausnahmeerscheinung und eine Einzelfigur in der Schweizer Kunstgeschichte. Sie gehört jener Generation von Künstlerinnen an, (Ilse Weber ist Altersgenossin von Meret Oppenheim), für die es noch keinen typischen Ausbildungs- und Karriereverlauf gab. Nach einem eher tastenden Berufseinstieg folgte relativ spät die offizielle Anerkennung. Von einem eher schwerblütigen Spätimpressionismus herkommend, suchte die Künstlerin immer mehr die Erfassung von Gedanken- oder Erinnerungsbildern und wollte zum Ausdruck bringen «was sie noch nie gesehen hat». Als um 1970 eine neue Generation von Kunstschaffenden an die Öffentlichkeit trat, rückte Ilse Weber unvermittelt ins Zentrum aktueller künstlerischer Diskurse. Die Gunst der Stunde wirkte sich stimulierend auf Ilse Webers Arbeit aus. Es entstand ein einzigartiges Spätwerk (die Künstlerin war damals bereits über 50 Jahre alt): ihr eigentliches Hauptwerk, in dem sie sich von jedem Vorbild löste und sich einer poetischen Subjektivität zuwandte. Neben der Ölmalerei gewannen die Zeichnung und das Aquarell grosse Bedeutung. Die Bildwelt bewegte sich in einer Balance zwischen dem herkömmlichen Sujet – Stillleben, Landschaft, Interieur – und einer traumhaften Realität.
Die letzte Einzelausstellung von Ilse Weber fand 1992 im Kunsthaus Zürich statt. Die Ausstellung im Bündner Kunstmuseum ist seit dreissig Jahren die erste grosse Einzelausstellung der Künstlerin in einem Kunstmuseum, obwohl Ilse Weber in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten ist und nach wie vor hochgeschätzt wird, insbesondere von Künstler:innen.
Die Ausstellung im Bündner Kunstmuseum hat den Anspruch, einen repräsentativen Überblick zu geben über das Schaffen von Ilse Weber, von ihrem künstlerischen Durchbruch 1960 bis zu ihrem Tod 1984. In acht Kapiteln wird sowohl in der Ausstellung wie auch im Begleitbuch eine neue Lesart dieses Werkes versucht.