Daniela Schönbächler empfängt uns in Wauwil, wo sich das Schweizer Atelier der Künstlerin und Architektin befindet. In den Räumlichkeiten der ehemaligen Glasi (1895) stehen als kleine Stärkung ein Olivenstangenbrot und ein Glas trockener italienischer Weisswein auf einem installativen Spiegeltisch-Prototyp bereit, den sie für die Feier des Innerschweizer Kulturpreises baut.
Daniela Schönbächler – Eine Künstlerin zwischen Licht und Reflexion
Die Preisträgerin des Innerschweizer Kulturpreises 2023 ist eine Nomadin, die ihre Kraft und künstlerische Energie aus verschiedenen Kulturen schöpft.
Die Innerschweizer Kulturstiftung wurde 1951 gegründet. Der Stiftungsrat ist aus je einem Regierungsratsmitglied der Innerschweizer Kantone Luzern, Schwyz, Zug, Uri, Obwalden und Nidwalden zusammengesetzt. Geschäftsstelle ist die Abteilung Kulturförderung des Kantons Luzern. Der Kulturpreis der Innerschweiz ist eine Auszeichnung für bedeutende wissenschaftliche oder kulturelle Leistungen, die ein Gebiet der Natur oder des Geisteslebens der Innerschweiz zum Gegenstand haben. Unter der Voraussetzung kann der Preis wissenschaftlich oder kulturell Schaffenden ohne Rücksicht auf ihren Heimatort und Wohnsitz verliehen werden. Mit dem Kulturpreis der Innerschweiz können aber auch Autoren und Autorinnen allgemeiner, wissenschaftlicher oder kultureller Werke ausgezeichnet werden, wenn sie in der Innerschweiz heimatberechtigt sind oder während 10 Jahren wohnhaft waren und sofern ihre Leistungen besonders hervorragen und deshalb auch der gesamten Innerschweiz zu Ehre gereichen.
Architektur und Kunst gehen Hand in Hand
Schon während ihres Architekturstudiums in Paris hatte Daniela Schönbächler die Eingebung, dass Kunst ihre wahre Berufung ist. Trotzdem blieb die Architektur eine stetige Begleiterin in ihrem künstlerischen Werdegang, denn ihr Hauptinteresse gilt dem Raum. Doch während dieser in der Architektur immer funktional interpretiert wird, interessiert sich Daniela Schönbächler für seine künstlerische Ausgestaltung, seine Wirkung, seine subjektive Wahrnehmung. Bei der Realisierung ihrer Kunst-am-Bau-Projekte verbindet sie Kunst und Architektur in einer dynamischen Symbiose. Die Experimentierfreude der Londoner Kunstszene gab der Künstlerin schliesslich die Gelegenheit, sich an grösseren Arbeiten im öffentlichen Raum auszuprobieren. Zu ihren wichtigsten Werken gehören die Installation «Wilder Walk» (2011) in der Innenstadt von London sowie die Kunst und Bau Arbeit «The Lantern» (2017), die als Wahrzeichen des Oxforder Stadtteils Westgate gilt.
Kreatives Pendeln zwischen Venedig und der Schweiz
Daniela Schönbächler sieht sich als Nomadin, für die das Pendeln zwischen den Kulturen ihre Kunst massgeblich mitprägt und die nötige Dynamik und Kreativität für ihr künstlerisches Schaffen freisetzt. Zuerst in Paris, dann in London und Venedig und schliesslich richtet sie sich vor 10 Jahren auch ein Atelier in der Schweiz ein. In Venedig arbeitet sie bereits seit 27 Jahren in ihrem Atelier, das am Kanal liegt, eingebettet in eine Häuserkulisse, die einem Krimiroman von Donna Leons «Kommissar Brunetti» entsprungen sein könnte. In diesem künstlerischen Ambiente entstehen hauptsächlich ihre Skulpturen. Ihr Schweizer Atelier ist hingegen das kreative Ambiente für ihre Kunst-am-Bau-Projekte, die sie im Team und mit der Unterstützung von Experten und Spezialisten realisiert.
Alles ist immer und überall in Bewegung
Im Fokus von Daniela Schönbächlers Arbeiten steht der öffentliche Raum, den sie mit ihren dynamischen Installationen neu akzentuieren möchte. Die Kunst in der Begegnung, in der Interaktion mit dem Alltag. Es ist ihr wichtig, dass ihre Kunstobjekte den Betrachter überraschen, durch Bewegung, Reflexion oder wechselndes Licht und dadurch ein unerwarteter Berührungspunkt mit der Kunst entsteht. Durch die konstante Wechselwirkung zwischen ihrem Werk, der Umgebung und dem Betrachter entstehen laufend neue räumliche Perspektiven.
Innerschweizer Kulturpreis 2023
Dieses Jahr wird die Zugerin für ihr künstlerisches Schaffen geehrt. «Der Stiftungsrat der Innerschweizer Kulturstiftung würdigt Daniela Schönbächler mit der Vergabe des Innerschweizer Kulturpreises und einem Preisgeld von 25’000 Franken für ihre transdisziplinären und installativen Arbeiten in den Bereichen der Bildenden Kunst, der Architektur, der Fotografie und der digitalen Kunst. Ihre Arbeiten und Kunst und Bau Projekte sind in der Zentralschweiz wie auch international platziert und haben eine grosse Strahlkraft», so die Medienmitteilung der Kulturstiftung. Am 2. September durfte Daniela Schönbächler den Preis in Cham entgegennehmen. Doch das Leben geht weiter und die Künstlerin freut sich schon auf neue interessante Projekte und Begegnungen.