Hans Schilter aus Goldau (1918 – 1988) war eine wichtige Figur der Innerschweizer Kunstwelt des 20. Jahrhunderts und hat insbesondere in der Glasmalerei neue Massstäbe gesetzt. Sein reiches Schaffen umfasst zahlreiche Werke für öffentliche Bauten sowie Wandbilder, Tafelbilder, grafische Arbeiten und Aquarelle. Die Ausstellung im Bundesbriefmuseum stellt mit der Glasmalerei einen ganz besonderen Aspekt seines Werks in den Fokus.
Bundesbriefmuseum Schwyz | Hans Schilter
2018 jährte sich Schilters Geburtstag zum 100. Mal. Die Stiftung Maler Hans Schilter nimmt dieses Jubiläum zum Anlass für eine Ausstellung.
Alte Tradition – neue Wege
Die Arbeit mit Buntglas beschäftigte Schilter seit Beginn seiner Laufbahn als Künstler. Dabei schuf er ganze Zyklen von Glasgemälden und immer wieder auch sogenannte Standesscheiben. Mit ihnen setzt er eine alte Tradition fort: bereits im 16. Jahrhundert erfreute sich das Verschenken von Wappen- oder eben Standesscheiben grosser Beliebtheit in der Eidgenossenschaft; und nach dem zweiten Weltkrieg nahm man diese Tradition wieder auf. Mit solchen Scheiben hatten ein Kanton, aber auch Privatpersonen oder Familien, die Möglichkeit, Verbundenheit mit dem Beschenkten zu demonstrieren und gleichzeitig Präsenz zu markieren. Dies deshalb, weil diese Standesscheiben gut sichtbar in die Fenster von Rathäusern oder anderen öffentlichen Gebäude integriert wurden. Hans Schilter war in diesem Bereich einer der bedeutendsten Schweizer Glasmaler. 1954 hatte er seinen ersten Auftrag für Glasscheiben erhalten: für die Kirche des Kapuzinerklosters in Schwyz. Sein grosses Talent für diese Kunst wurde dabei sofort sichtbar und es folgten rasch Aufträge für weitere Glasmalereien. Für den Kanton entwarf Schilter zahlreiche Schwyzer Standesscheiben, die an andere Kantone verschenkt wurden und die heute in deren Rathäusern zu sehen sind. Die Schwierigkeit dieser Technik liegt nicht zuletzt darin, eine Bildfläche in einzelne Glasflächen zu gliedern, ohne dabei die malerische Wirkung eines Bildes zu verlieren. Schilter beherrschte diese Kunst und es gelang ihm darüber hinaus auch eine Weiterentwicklung: denn er imitierte nicht einfach seine Vorgänger, sondern beschritt als Glasmaler ganz neue Wege, setzte sich intensiv mit Darstellungsformen, Komposition und Thematik auseinander. Als «Erneuerer der Glasmalerei» wurde er 1979 denn auch mit dem Innerschweizer Kulturpreis ausgezeichnet.
Die Werke der Barmherzigkeit
1971 erhielt Schilter den Auftrag für sein wohl wichtigstes Werk: er soll einen Scheibenzyklus für den Kantonsratssaal im Rathaus Schwyz schaffen. Lange suchte Schilter passende Themen und entschied sich schliesslich für die Werke der Barmherzigkeit. Diese werden im Matthäusevangelium aufgezählt und beschreiben Handlungen, die Ausdruck sind von Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Diese Werke schienen Schilter passend: sie sollten die im Rathaus tagenden Politiker daran erinnern, stets zum Wohle der Bürger zu entscheiden.
Die Ausstellung im Bundesbriefmuseum stellt Schilters Meisterwerk, diese «Werke der Barmherzigkeit», ins Zentrum, erklärt aber auch die Tradition, in der Schilter stand und mit der er auch brach – und sie eröffnet einen Blick auf das breite Spektrum seiner Arbeiten.