Statt einer Rückschau auf die Kunst und Arbeit der letzten 100 Jahre, geht die Jubiläumsausstellung einen grossen Schritt weiter zurück in der Zeit und arbeitet das Bündner Kunstschaffen der vorreformatorischen Zeit auf. In Zusammenarbeit mit Peter Zumthor und dem Fotografen Florio Puenter werden die Kulturschätze als Schwarz-Weiss-Photographien im Massstab 1:1 abgebildet und formen so eine strenge Typologie der Bündner Kunst, in der alle Objekte gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Bündner Kunstmuseum Chur | Jubiläumsjahr 2019
Martin Distler | «Die Umgebung der Liebe» | 16. Februar bis 26. Mai 2019
Der Solothurner Künstler Martin Disler (1949-1996) hat das 140m lange, 4,50 m hohe Panoramabild «Die Umgebung der Liebe» 1981 im Württembergischen Kunstverein Stuttgart in einer einzigartigen Aktion während nur 4 Nächten gemalt: jede Nacht ein Bild von 35 Metern Länge! Das monumentale Gemälde ist das bekannteste und legendärste Werk des wichtigen Exponenten der neuen expressiven Malerei. Obwohl es nur wenige gesehen haben, wurde das Bild schnell bekannt und mit ihm sein Schöpfer. Seit den 1980er Jahren ist das Gemälde eingelagert. 2007 hat die Gottfried Keller Stiftung das Gemälde erworben und damit ein Zeichen gesetzt, dass dieses einzigartige Werk von nationaler Bedeutung ist. Die Präsentation des Bildes im Bündner Kunstmuseum wird mit grosser Spannung erwartet.
«Aus der Tiefe der Zeit» | Kunst in Graubünden vor 1530 | 14. April bis 15. September 2019
Der Anfang des Bündner Kunstmuseums liegt in der Villa Planta. 1919 wurde sie als Museum eingerichtet. Für das 100-Jahr-Jubiläum rückt das Kunstmuseum den Blick nicht auf die letzten hundert Jahre, sondern auf Kulturgüter aus Graubünden, die vor 1530 (vor der Reformation) entstanden sind. Damit wird dem Kunstschaffen in diesem Kanton eine historische Tiefe verliehen. Für das Projekt konnte der Architekt Peter Zumthor gewonnen werden. Zu sehen sind nicht die originalen Objekte, sondern zeitgenössische Aufnahmen des Fotografen Florio Puenter. Mit den Augen von heute schauen wir auf eine grosse künstlerische Tradition.
«Passion» – Bilder von der Jagd | 22. Juni bis 27. Oktober 2019
Obwohl die Jagd in Graubünden schon beinahe eine Art «fait social total» ist, hat das Bündner Kunstmuseum Chur das Thema noch nie explizit behandelt. Auch wenn die Ausstellung lokal verwurzelt ist, greift sie weit über Graubünden hinaus. Sie versteht sich als Reflexion über ein Thema, das sich künstlerisch besonders reich ausgedrückt hat, und zeigt Werke internationaler Künstler*innen vom Spätmittelalter bis in die Gegenwart. Sie thematisiert den mythologischen Überbau von Artemis und Diana bis zum heiligen Hubertus. Sie spürt dem Zusammengehen von Eros und Thanatos nach, zeigt die Jagd als Bühne der Macht, illustriert die Bedeutung von Trophäen, fragt nach der Wildnis als Sehnsuchtsort und dem Wunsch nach «Ferien vom Menschsein» bei einer Tätigkeit, in der sich «das Rätsel des Todes mit dem Rätsel des Tieres vervielfältigt» (Ortega y Gasset).