An einem heissen Sommernachmittag treffen wir den Künstler in seinem provisorischen Atelier in Zofingen, wo er auf dem Boden kauernd an einem überdimensionalen Bild pinselt. Die improvisierte Produktionsstätte hat ihren ganz eigenen Charme. Ohne fliessend Wasser, Stromanschluss oder Bistro in der Nähe reduziert sich der Ort einzig und allein auf das kreative Schaffen für die kommende Ausstellung «Raumgebung» im Kunsthaus Zofingen.
Auf Spurensuche mit dem Schweizer Künstler Andreas Hofer
Ein Atelierbesuch bei dem vielseitigen Gegenwartskünstler, der Grenzen sprengen will und sich nie nur auf ein künstlerisches Medium festsetzen lässt.
Ausstellung «Raumgebung» Kunsthaus Zofingen, 26. August bis 29. Oktober 2023
Andreas Hofer und Roman Sonderegger interessieren sich in ihrer Kunst für ähnliche Fragestellungen. Beide untersuchen den Raum, die Grenzen des Raums, den Menschen im Raum und die Wahrnehmung des Raums. Andreas Hofer vermehrt in Zeichnungen und in der Malerei, Roman Sonderegger in seinen Bauten aus Materialien, die jeweils vor Ort und in Zusammenspiel mit dem Ort entstehen. Ihre Werke treten im Kunsthaus Zofingen in einen Dialog.
Für die Ausstellung entwickelte Andreas Hofer mehrere Serien von gross- und kleinformatigen zeichnerischen und malerischen Arbeiten sowie diverse Videoanimationen, die alle das Industriequartier von Zofingen als Ausgangspunkt haben. Fasziniert von der Ästhetik der Industrie, die einen ganz anderen Charakter als die herausgeputzte Zofinger Altstadt aufweist, ging Andreas Hofer auf Spurensuche und transformierte Fabrikfassaden, aufgeräumte Strassenabschnitte sowie die unspektakuläre Fauna einer Industriebrache und zeigt sie aus einer neuen Perspektive.
Roman Sonderegger gestaltete für die Ausstellung mehrere Installationen direkt vor Ort, die explizit auf die Architektur des Kunsthauses
zugeschnitten sind. Sondereggers Installationen beziehen sich auf die Vergangenheit des Hauses als Schützenhaus und verbinden den Aussen- mit dem Innenraum. Vor beinahe 200 Jahren wurden durch die grosszügigen Rundbogenfenster im Erdgeschoss Zielscheiben anvisiert. Roman Sonderegger visualisiert das Zielen und Visieren, indem er Schnüre spannt, die auf die Flugbahn der Projektile verweisen. Sie formen durch ihre trichterförmige Gestalt die Schusslinie nach. Anstatt nach aussen zu den Zielscheiben münden die Trichter jedoch im Innenraum des Kunsthauses, wo sie den Besuchenden den Weg durch die Ausstellung vorgeben.
Generation Jugendbewegung
Grenzen sprengen, ausprobieren, analog oder digital, zweidimensional oder räumlich, Andreas Hofer will alle Facetten der Kunst ausloten und damit experimentieren. Dafür begibt er sich immer wieder auf Spurensuche und unbekanntes Terrain. Er fühlt sich genauso wohl in den traditionellen Medien wie im Bereich Sound oder der digitalen Welt. Nachdem er Ende der 1980er Jahre ganz klassisch die Kunstgewerbeschule in Zürich besucht, lässt er sich von der aktuellen Jungendbewegung in Zürich mitreissen und entscheidet sich, zusammen mit Freunden die Punkband «Bellvue» zu gründen. Nach zwei Jahren drängt es ihn wieder zurück zur Kunst. Und seine Malereien und plastischen Objekte überzeugen. Denn Andreas Hofer erhält 1983 und 1984 Stipendien der Stadt Zürich und der Kiefer-Hablitzel-Stiftung. Zwei Jahre später erhält der Künstler vom Aargauer Kuratorium einen Werkbeitrag sowie die Möglichkeit eines Aufenthalts im Aargauer Atelier in Paris. Es folgen viele Einzel- und Gruppenausstellungen.
Kunst im Dialog
Als er eine Familie gründet, übernimmt Andreas Hofer ab 1989 eine Dozentenstelle an der ZHdK für Vermittlung von Kunst und Design. Später arbeitet er auch als Dozent an der ZHAW im Departement Architektur, Fachbereich Gestalten und Visualisieren. Die Lehrtätigkeit habe ihm neue Wege und Erfahrungen eröffnet, technisch wie inhaltlich, die er auch in seinen Kunstprojekten umsetze. Seine Werke auszustellen sei ihm wichtig, weil für ihn als Künstler auch der Dialog zwischen seinen Werken und der Öffentlichkeit, dem Betrachter sehr wichtig sei. Die Reibungsfläche, das konstruktive Feedback brauche er für seine künstlerische Weiterentwicklung.
Raumgebung
Für die kommende Ausstellung im Kunsthaus Zofingen widmet sich Andreas Hofer dem Medium Malerei und Zeichnung und zeigt Videoarbeiten und Animationen. Die Arbeiten von Andreas Hofer treten in Dialog mit dem Aargauer Künstler Roman Sonderegger, der für die Ausstellung im Kunsthaus Zofingen mehrere Ortsspezifische Werke entwickelte. die explizit auf die Architektur des Hauses zugeschnitten sind. Im Erdgeschoss verbindet er auf geschickte Weise den Innen-und Aussenraum miteinander. Mit seiner Installation Mitten ins Schwarze (Nr. 3) geht er insbesondere auf die historische Bedeutung des Kunsthauses als ehemaliges Schützenhaus ein. Vor beinahe 200 Jahren wurden durch die grosszügigen Rundbogenfenster im Erdgeschoss Zielscheiben anvisiert. Diese Schusslinie nimmt Roman Sonderegger unter die Lupe und visualisiert das Zielen und Visieren durch das Spannen von Schnüren