Die Veränderung von Wahrnehmung, Bedeutung und unserem Verhältnis zur Welt bei verschobenen Parametern steht im Zentrum der Untersuchungen von Andrin Winteler. Für seine erste institutionelle Einzelausstellung hat er neue Arbeiten entwickelt: In Film, immersiven Installationen und Fotografie verfremdet er alltägliche Motive und Objekte und erkundet die Übergänge zwischen Erinnerung, Traum und Wirklichkeit. Vertrautes wird ambivalent, Spielerisches erhält eine beunruhigende Note.
Andrin Winteler – rätselhaft und poetisch
- Publiziert am 14. November 2025
Die Ausstellung «Floating Point» gibt Einblicke in die Arbeiten des diesjährigen Preisträgers des Manor Kunstpreises Schaffhausen 2025.
Andrin Winteler (*1986) wuchs in Schaffhausen auf, hat nach einer Ausbildung zum Fotofachangestellten Kunst und Medien an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) studiert. Er lebt in Zürich.
Begleitend zur Ausstellung erscheint im Verlag für moderne Kunst Wien die Publikation «Floating Point», die in Bild und Text Einblick in Andrin Wintelers bisheriges Schaffen und in seine künstlerische Praxis gibt.
Blick in die Ausstellung
Im Video «Megaball» rollt ein riesiger roter Ball traumverloren durch ein Heckenlabyrinth. In «Be to Be» hingegen kommt ein Slinky − ein beliebtes Spielzeug aus einer gewundenen Drahtspirale − nicht vom Fleck, was anstrengend und zugleich seltsam rührend wirkt. Die raumfüllende Installation «Sun Set» besteht aus zwölf Laufbändern. Sie sind mit fotografischen Ausschnitten eines Sonnenuntergangs bespannt. Die Geräte sind so modifiziert, dass durch die Bewegung ein permanentes visuelles und akustisches Rauschen entsteht. Der magische Moment der untergehenden Sonne wirkt plötzlich unbehaglich. Auch in der Fotoserie «Near Mint» sind die Motive kaum mehr fassbar. Die Naturaufnahmen verschwinden hinter einer ornamentalen Bildebene, die der Künstler mittels Lasercuts im Negativ erzeugt hat. Dort, wo Information fehlt, entsteht ein neues Bild.
Der Manor Kunstpreis, einer der wichtigsten Förderpreise des zeitgenössischen Kunstschaffens in der Schweiz, wurde 1982 von Philippe Nordmann ins Leben gerufen, um jungen Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Er wird von einer Fachjury jährlich in sechs Schweizer Städten verliehen, wobei sich Aarau, Basel, Biel, Chur, Genf, Lausanne, Luzern, Lugano, Schaffhausen, Sion, St. Gallen und Winterthur im Zweijahresrhythmus abwechseln. Der Förderpreis hat bereits eine ganze Reihe von Künstler:innen auf ihrem Weg zum internationalen Durchbruch begleitet. Der Manor Kunstpreis ist einer der wichtigsten Förderpreise für das junge zeitgenössische Kunstschaffen in der Schweiz und wird in Schaffhausen bereits zum 21. Mal vergeben. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 15 000 Franken sowie einer Einzelausstellung, einer Vernissage und der Herausgabe einer Publikation dotiert. Zudem erwirbt Manor ein Werk des Künstlers.
(Textgrundlage: Museum zu Allerheiligen Schaffhausen)