Auf Knopfdruck schnurrt der Motor, rotieren Räder, es scheppert und wackelt: et voilà, eine Skulptur von Jean Tinguely. Hinter seinen verblüffenden Apparaten steckt so viel mehr als nur originell konzipierte Kinetik und Klamauk. Das zeigt Dominik Müller in «Jean Tinguely – Motor der Kunst». Mit frischem Blick rollt die Biografie Leben und Werk Jean Tinguelys (1925–1991) auf, der zu den wichtigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts zählte, dessen Werk aber strittig ist, ob es die Zeit überdauert.
Am 22. Mai 2025 wäre Jean Tinguely 100 Jahre alt geworden
- Publiziert am 13. März 2025
Vertreter der kinetischen Kunst
Ist Jean Tinguely ein unbekannter Bekannter und unterschätzter Künstler, wie der Kunsthistoriker Heinz Stahlhut einleitend formuliert? Tinguelys scheinbar wild zusammengeschraubten Skulpturen lösen Staunen und Begeisterung, aber auch Kritik und offene Empörung aus. Sein Werk hatte – und hat! – das Zeug zum Wach- und Aufrütteln. Das entsprach Tinguelys Selbstverständnis als wichtigstem Vertreter der kinetischen Kunst und des Nouveau Réalisme. Tinguely wollte eine sinnlich erfahrbare, fesselnde Kunst, die Spass machen sollte. Dahinter steht eine radikale Kunstauffassung, die er zeit seines Lebens nie aufgab. Dieser Maxime entsprechend hat der Künstler Leben und Kunst nie getrennt. Schon als junger Dekorateurlehrling war Anpassung nicht seine Sache. In Basel startete er immer wieder Protest-Aktionen mit seiner anarchistisch angehauchten Fasnachtsclique. Schon früh international vernetzt, arbeitete er häufig mit befreundeten Künstler:innen uzusammen und tauschte sich mit Freunden wie Marcel Duchamp oder Yves Klein aus. Auch mit seiner zweiten Frau Niki de Saint Phalle setzte er viele künstlerische Projekte um. Die reich bebilderte Biografie – in der überarbeiteten Neuauflage – zeigt den Menschen hinter der radikalen Kunstauffassung und lässt Jean Tinguelys Leben, seinen kometenhaften Aufstieg, seine Werkphasen lebendig werden.