Bereits zum 17. Mal findet das «Neuchâtel International Fantastic Film Festival», kurz «NIFFF» statt. Im Interview schwärmt Anaïs Emery, die künstlerische Leiterin des Festivals, von den diesjährigen Highlights – und bedauert, «dass diese so vielfältige und ästhetisch innovative Kunstform von vielen nach wie vor belächelt wird.»
NIFFF 2017 | Interview Anaïs Emery
- Publiziert am 19. Juni 2017
Anaïs Emery, künstlerische Leiterin, über die Besonderheiten vom NIFFF 2017 und ihren Ärger, dass der Fantastische Film immer noch belächelt wird.
Das NIFFF hat den Fantastischen Film im Fokus. Wie steht es um dessen Akzeptanz?
Wir bedauern, dass diese Kunstform, die so vielfältig und ästhetisch innovativ ist, nach wie vor belächelt wird. In dieser Hinsicht steht noch viel Rehabilitierungsarbeit an. Aber ich bin zuversichtlich, denn das Fantastische bleibt beim Filmnachwuchs das beliebteste Genre. Daher wird uns die Zeit sicher recht geben…
Welches sind die Highlights der Programmation 2017?
Die Weltpremiere «JoJo’s Bizarre Adventure: Diamond Is Unbreakable» des Japaners Miike Takashi wird gewiss ein unvergesslicher Moment. Es ist eine enorme Freude, einen Regisseur dieses Kalibers zu einer grossen Vorpremiere empfangen zu dürfen. Er wird begleitet vom talentierten und bildschönen Yamazaki Kento, welcher in der Kult-Manga-Verfilmung die Hauptrolle des JoJo spielt. Dazu muss man wissen, dass die gleichnamige Vorlage von Araki Hirohiko ein Beststeller ist, von dem weltweit über 100 Millionen Exemplare verkauft wurden: Die Erwartungen der Fans sind also immens hoch. Die kostenlos zugängliche Begegnung zwischen Miike Takashi und dem Publikum bildet am Montag, 3. Juli, einen spannenden Schlusspunkt seines Besuches.
Welche Neuerungen bietet die 17. Ausgabe des NIFFF?
Das Label NIFFF EXTENDED sticht als erstes aus der Programmation 2017 heraus. Es umfasst alle interdisziplinären und berufsorientierten Anlässe, die das Festival durchführt.
Die Gamification rund um die wissenschaftliche Innovation und die neusten Durchbrüche bei den visuellen Effekten beschäftigen die Symposien IMAGING THE FUTURE und GSGS’17. Am EPIC GAME JAM können Entwickler*innen aus dem In- und Ausland in einer Live-Situation Games entwickeln, wobei als Zeitrahmen ein Wochenende gesetzt ist. Zudem vertiefen STORYWORLDS und NEW WORLDS OF FANTASY die Bezüge zwischen dem Filmschaffen, der Literatur und dem Drehbuchschreiben.
Sie bieten dem Publikum eine Menge an Virtual-Reality Erfahrungen!
Ja, tatsächlich ist das «Ghort House VR» eine weiteres Must des Festival: Eine Virtual-Reality-Erfahrung, deren Konzeption den üblichen Immersionsgrad deutlich übertrifft. Das aus vier Werken bestehende Programm wird die Teilnehmenden an die Grenzen der Realität führen. Ein Epos der Sinne, und von rarer Kraft zudem. Das Programm ist das Ergebnis einer ersten programmatischen Zusammenarbeit mit dem «Geneva International Film Festival Tous Écrans».
Das Filmfestival Locarno trumpft dieses Jahr mit dem neuen Palazzo Cinema auf. Gibt es am NIFFF auch einen zusätzlichen Spielort?
Ja, den gibt es tatsächlich. Ich bin stolz, dass das NIFFF einen völlig neuen Vorführungsort hat: Ein Open Air am Seeufer im Stadtzentrum. Eine Riesenleinwand, 600 Plätze und eine bunte Programmation, die auf ein breites Publikum zielt. Ich hoffe, dass möglichst viele Filmfans davon profitieren werden.
Das NIFFF engagiert sich für den Schweizer Filmnachwuchs. Was macht ihr konkret?
Zurzeit sorgen neue Verbreitungs- und Konsumformen dafür, dass die Chronologie und die Hierarchie der medialen Auswertung in Frage gestellt werden. Vor diesem Hintergrund ist es zwingend, die neuen Trends zu analysieren, um die Zukunft des Kinos und der audiovisuellen Branche in der Schweiz zu verstehen. Als Nährboden für Innovation stellt das Fantastische einen perfekten Draht zum Nachwuchs her – zu seinen Vorstellungswelten, zu seinen grossen ästhetischen Herausforderungen. Die Programme «Amazing Switzerland», der SSA/SUISSIMAGE Kurzfilmwettbewerb und das «Ghost House VR» bringen das ans Licht. Auch kann man wieder Ideen für eine Web-Serie einreichen. Die von uns und dem Welschen Fernsehen ausgewählten Projekte werden an eine Pitching-Session eingeladen, an deren Ende eine Jury darüber bestimmt, welches der Projekte umgesetzt werden soll. Diese Session ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, ins Herz der audiovisuellen Produktion unseres Landes einzutauchen. Die fertige Serie wird dann als Weltpremiere anlässlich der 18. Ausgabe des NIFFF gezeigt.