Das Feuermal auf dem Kopf machte ihn unverkennbar. Michail Gorbatschow war einer der Männer, die einst die Geschicke des ausgehenden 20. Jahrhunderts bedeutend mitprägten, nun ist er am 30. August 2022 verstorbenen. Der Dokumentarfilm von 2021 gibt einen Einblick in den Alltag dieses Politikers, der sich darin lebensfroh und doch nicht frei von nostalgischen Gefühlen zeigte.
Gorbachev. Heaven
Ein Film wie ein Nachruf, nicht nur auf einen grossen Menschen, sondern auch auf die Hoffnung auf ein weltoffenes und liberales Russland
Gorbachev. Heaven | Synopsis
Michail Gorbatschow, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten 89 Jahre alt, lebt in seiner Residenz ausserhalb Moskaus, eingeschlossen in seine Erinnerungen an ruhmreiche Tage, und erinnert dabei ein wenig an Gloria Swanson, den vergessenen Stummfilm-Star aus Sunset Boulevard. Mitten im Winter, in einem kalten Haus und umgeben von den Gemälden seiner Frau Raissa (und Bildern von Präsident Putin, der im Hintergrund im Fernsehen flackert), blickt der ehemalige Führer der Sowjetunion auf die von ihm eingeleiteten Reformen, den Fall der Berliner Mauer und den Zusammenbruch des Sowjetreichs zurück. Ein Austausch, bei dem Schweigen, Blicke, Volkslieder und Gedichte mehr sagen als Worte. Mit verspielter Hartnäckigkeit versucht der russische Regisseur Vitaly Mansky vor allem, der inneren Welt eines klardenkenden, verwundbaren Mannes auf die Spur zu kommen, der sich trotz nachlassender Gesundheit seine Lebensfreude bewahrt hat und mühsam mit seinem Rollator durch das wandert, was von seiner einstigen Macht geblieben ist. Ein Porträt der humanisierten Macht, das eine gewisse Ironie und ein Gefühl der Nostalgie verströmt.
Textgrundlage: Javier Martín, Visions du Réel