Eisenbahnkatastrophe wegen eines Kusses! Das Theater St.Gallen eröffnet die Lokremise mit einem genialen Stück von Ödön von Horváth, das aktueller und passender nicht sein könnte.
Theater St.Gallen | Der jüngste Tag
Ein kleines Dorf in Süddeutschland. Eine junge Frau bringt ihren Verlobten zum Zug. Allein zurückgeblieben trifft sie auf den Bahnhofsvorsteher Thomas Hudetz. Der lässt sich von der hübschen Anna in eine Plauderei verwickeln und wird von ihr geküsst – gerade in dem Augenblick, da er ein Signal hätte betätigen sollen. Der vorbeirasende Eilzug verunglückt daraufhin. Anna schwört unter Eid, dass der Bahnhofsvorsteher das Signal rechtzeitig betätigt habe. Als sie Thomas Hudetz gesteht, dass sie mit der Schuld nicht leben kann, nimmt das Schicksal seinen unerbittlichen Lauf.
Die Fragen, auf welche Weise das Individuum am Mitmenschen schuldig werden kann und ob Sühne möglich ist, verleiht dem Text von Ödön von Horváth (1901-1938) eine beklemmende Aktualität.