Das Regieduo Cusch Jung/Claudio Bueno inszeniert am Theater St.Gallen «Cabaret» von Joe Masteroff und John Kander – ein Klassiker mit einer grandiosen «Sally Bowles». Sehr empfehlenswert!
Theater St.Gallen | Cabaret
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Das Berlin der 20er und beginnenden 30er Jahre spiegelt eine Art Endzeitstimmung wieder. Während sich im Untergrund immer mehr der braune Sumpf formiert, versucht die Welt von Glanz und Glamour ihre grell-bunte Fassade inmitten jener gefesselt-enthemmten Zeit vor dem Tausendjährigen Reich aufrecht zu erhalten und im Cabaret die Sorgen des Alltags zu verdrängen. Der junge amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw mietet sich bei der Zimmervermieterin Fräulein Schneider ein. Im benachbarten Kit Kat Klub, dessen Conférencier frech und grotesk durch ein politisches Kabarettprogramm führt, lernt er die englische Nachtclubsängerin Sally Bowles kennen, die kurze Zeit später zu ihm zieht. Fräulein Schneider duldet das ungeordnete Verhältnis, da sie sich selbst in den jüdischen Obsthändler Schultz verliebt hat, mit dem sie ein turbulentes Verlobungsfest feiert. Die Idylle wird schnell zerstört durch die politischen Auseinandersetzungen, die von der Strasse in das Leben eines jeden einzelnen eindringen. Aus Angst vor den Faschisten löst Fräulein Schneider ihre Verlobung mit dem Juden Schultz. Auch für Cliff wird die Situation unerträglich, zumal er durch den Nationalsozialisten Ludwig Ernst in die Aktivitäten der Nazis verwickelt wird. Er möchte gemeinsam mit Sally, die ein Kind von ihm erwartet, nach Amerika auswandern. Doch Sally will ihre Karriere fortsetzen. Sie lässt das Kind abtreiben und tritt ein neues Engagement im Kit Kat Klub an.
Weltweite Popularität erlangte das Musical Cabaret durch die legendäre Verfilmung von Bob Fosse mit Liza Minelli als Sally, Michael York als Cliff und Joel Grey als Conférencier. Ähnlich wie das Musical Anatevka, jedoch mit ganz anderen Mitteln, setzt sich das Stück mit der Zerstörung jüdischen Lebens im Europa des 20. Jahrhunderts auseinander. Ausgelassenheit und Lebensfreude der Glamourwelt werden immer mehr unterwandert von politischer Agitation und ernsthafter Bedrohung.