Die Frage nach der Wahrheit ist wohl so alt wie die Menschheit. Wo und wie unterscheiden sich subjektive und objektive Wahrheit? In diesem Dialektstück werden die Auseinandersetzung mit der Wahrheit in eine Geschichte um Politik, Liebe und gelebte Gesellschaftsmuster verpackt.
Theater Stans | Der Robbenkönig
Erzählt wird die Geschichte eines Heimkehrers, eines Lügners und Flunkerers, der die Leute glauben macht, er habe eine grosse Karriere gehabt.
Fantastische Geschichten und Reiseerlebnisse
Nach Reisen rund um die Welt kehrt Chlaus Lymbacher nach dreissig Jahren in sein Kindheitsdorf zurück, wo er mit seiner Frau das Wirtshaus zum Ochsen übernimmt. Er führt dieses mehr schlecht als recht, doch mit seinen fantastischen Geschichten von seinen Reiseerlebnissen weiss der fantasievolle Chlaus zu begeistern und zu fesseln. Bei der Parteiversammlung wird er überraschend als Grossratskandidat nominiert. Doch diese Nomination spaltet die Dorfgemeinschaft. Die einen wollen Chlaus unbedingt als Grossrat sehen, während sich die Parteispitze diesen Mann, der sich so gänzlich von allen anderen Politikern unterscheidet, im Parlament nicht vorstellen kann. Ob er alle diese Geschichten, welche er so spannend erzählt, wirklich erlebt hat, wird von verschiedenen Seiten in Frage gestellt. Chlaus Lymbacher hält jedoch an diesen fest und bereitet damit vielen Zuhörern eine grosse Freude. Für seine Frau sind die Geschichten nichts anderes als Lügen, weshalb sie beschliesst, sich von Chlaus scheiden zu lassen. Der Parteivorstand fühlt sich sowohl von der drohenden Grossratsposition von Chlaus als auch von seinen Träumen und seiner Fantasie bedroht, und so schafft der Vorstand es, mit seiner eigenen Wahrheit, die Kandidatur zu verhindern. Chlaus Lymbacher hat zu diesem Zeitpunkt bereits begriffen, dass er nicht in die enge Welt dieses Dorfes passt. Er macht sich im Morgengrauen, zusammen mit seiner verschrobenen Seelenverwandten Vroni und dem liebenswerten Sonderling Johann, den Aussenseitern des Dorfes, auf den Weg zu neuen Abenteuern. Und obwohl Chlaus alles verliert, was für unsereins unentbehrlich scheint, erlangt er letztendlich das zurück, was er so lange vermisst hat – seine Freiheit.
Die Inszenierung
Annina Dullin: “Ich glaube, in jeder und jedem von uns steckt ein Stück Chlaus. Er steht für Wagemut, Euphorie, Sehnsucht, Intensität, Verspieltheit, Optimismus und die Gabe, mit der Fantasie die Realität zu verschönern, aber auch – und das ist es, was im Robbenkönig verhandelt wird – zu verzerren. Er rennt und verrennt sich auf der Suche nach Mitstreitern, die mit ihm das Fest des Moments feiern, ohne an allfällige Konsequenzen zu denken. Das Leben als Spiel: Natürlich hat das auch mit Theater zu tun, ist dieses doch nichts anderes als eine grosse, schöne Behauptung. Und genau darum ist DER ROBBENKÖNIG in der heutigen Zeit brisant. In der die Unterhaltung auf der politischen Weltbühne angelangt ist. Es geht um die Fragestellung: Was hat mehr Wert: eine fabelhaft erzählte Geschichte oder deren Wahrheitsgehalt?