Mit “Die Physiker” von Friedrich Dürrenmatt bringt das Theater St.Gallen einen Klassiker auf die Bühne, der nichts von seiner aktuellen Brisanz eingebüsst hat. Hervorragend!
Theater St. Gallen | Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt
Regie: Rudolf Zollner
«Wir müssen unser Wissen zurücknehmen […]
Entweder wir bleiben im Irrenhaus oder die Welt wird eines»
Ein Sanatorium in der Schweiz. Vergessen Sie Thomas Mann, denken Sie an James Bond: Eine Krankenschwester wurde ermordet und Albert Einstein soll ihr Mörder sein! Tatort ist die Nervenklinik von Fräulein Dr. h.c. med. Mathilde von Zahnd, in dem diese Künstler, Politiker, und auch Wissenschaftler, kurz “die ganze verwirrte Elite des Abendlandes” betreut. In einem abgesonderten Trakt des Gebäudes sind drei als unheilbar eingestufte Patienten untergebracht: Einer hält sich für Newton, der nächste für Einstein. Der Dritte schließlich ist ein gewisser Möbius, der vorgibt, von König Salomo Aufsehen erregende Erfindungen eingeflüstert zu bekommen.
In kurzer Abfolge geschehen zwei Morde. Newton und Einstein erdrosseln ihre Krankenschwestern, werden aber wegen Unzurechnungsfähigkeit freigesprochen. Erst als Möbius ebenfalls seine Krankenschwester und Geliebte umbringt, dringen Fakten ans Licht. Fakten, die so irrsinnig sind, dass sie in dieser verrückten Welt schon wieder ganz logisch erscheinen. Denn schließlich ist keiner der, der er zu sein scheint. Zwei der vermeintlichen Physiker sind Agenten, und wollen an die Forschungsergebnisse des dritten. Dieser hat sich wiederum ins Irrenhaus zurückgezogen, um seine Erkenntnisse vor dem Zugriff der Weltpolitik zu bewahren. Als sich die Jagd nach den Aufzeichnungen zuspitzt, ist keiner vor überraschenden Wendungen sicher. Denn, so Dürrenmatt: “Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen.”
Eine lakonische Satire, die aktueller nicht sein könnte und niemanden unberührt lässt.
Infos: www.theatersg.ch